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Nach
der Nacht in dem Motel mit den "Brand new suites" war ich reif für
die Weiterreise. Um 3.30 Uhr ging die Alarmanlage eines Wagens vor meinem
Zimmer an - es hörte sich aber nicht nach Sirene, sondern einfach
nur nach Hupe an. Also schnell was übergezogen, um sicher zu gehen,
dass es nicht mein Truck ist. Nö. Als nach einer viertel Stunde immer
noch die Hupe ging, zog ich mich nochmal an, um zu sehen, ob hier nur jemand
zu blöd war, eine Autobatterie zu kappen, oder ob das vielleicht die
amerikanische Art einer Feuersirene war. Es war nur jemand zu blöd,
aber immerhin schon auf dem richtigen Weg. Nach wenigen Minuten war endlich
Ruhe. Zumindest gab mir das Gelegenheit, das eiskalte Zimmer noch mal mit
dem unglaublich lauten Heizgebläse aufzuwärmen.
Am nächsten Vormittag
machte ich mich dann aus dem verschneiten Prescott auf den Weg zum frühlingshaft
warmen Wickenburg. Nach einer Stunde Serpentinenfahrt erreichte ich das
kleine Städtchen, das nur aus Saloons und Motels zu bestehen schien.
Neben einer Tankstelle fand ich einen Baum, in den ein eiserner Ofen eingewachsen
war. Auf dem Schild daneben steht: "The Jail Tree. From 1863 to 1890 outlaws
were chained to this tree for lack of a hoosegow - escapes were unknown.
Der Gefängnisbaum. Von 1863 bis 1890 wurden aus Mangel an einem
Gefängnis Banditen an diesen Baum gefesselt. Fluchten sind nicht bekannt." |
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Mein
erstes Ziel in Wickenburg sollte die Williams Family Ranch sein, von der
mir Steffi erzählt hatte. Die Telefonnummer funktionerte leider nicht,
Steffi hatte mir auch etwas davon gesagt, dass das Telefon auf der Ranch
kaputt sei. Leider verriet mir das Telefonbuch keine Adresse - wie sollte
ich nun in Kontakt treten? Schließlich fand ich ein Touristikbüro,
das mir netterweise den Weg erklärte. Hinter dem McDonalds links,
dort auf einem "Dirt way" (unasphaltierter Weg) an einer Weggabelung rechts
halten. Na denn. Nach ca. 3 Meilen fand ich ein Schild "Williams Family
Ranch: 13 Miles" - whow, das war aber noch gut weit, der Dirt Way aber
recht gut in Schuss. Nach weiteren 5 Meilen das nächste Schild: "Williams
Family Ranch: 8 Miles. Caution: From here the street is not maintained."
Was denn hieß: Ab hier war Motor Cross pur - für die letzten
8 Meilen 'bergauf-bergab holper durch Flussbett und rumpel über Wackersteine'
auf einem Weg, der bestenfalls den Namen "Trampelpfad" verdient hätte,
brauchte ich eine Stunde.
Ich hätte ja nie gedacht,
dass ich mich über den Anblick eines Kaktus freuen könnte - heute
tat ich es, denn er garantierte, dass es hier nicht so eisig sein würde
wie im ca. 1000 Meter höher gelegenen Prescott, wo keine Kakteen mehr
wuchsen.
Als ich gegen 15.00 Uhr
endlich mein Ziel erreichte, wurde ich von zwei Hunden begrüßt
- und sonst niemandem. Keiner da. Na sowas. Ich sah mich ein wenig um.
Na ja. Eine Menge Schrott auf dem Ranchgelände, dagegen war die Mule
Shoe Ranch wirklich ein Schmuckstück. Die Landschaft glich der Kakteenwüste
auf der Mule Shoe Ranch - hier waren keine Unterschiede zu finden.
Ich wartete eine Stunde,
dann machte ich mich auf den Rückweg, ich wollte es nicht riskieren,
den Weg im Dunkeln zurückfahren zu müssen.
Schon von Anfang an von
"meinem" Truck begeistert war ich nun wirklich froh, die Kiste zu haben
- jeder normale Wagen hätte mich auf diesem Weg nicht ans Ziel bringen
können.
Zurück
in Wickenburg checkte ich in einem Super 8 ein - für den nächsten
Tag war dann ein neuer Versuch geplant. Und für alle Fälle rief
ich noch 'zig andere Motels hier an, um gegebenenfalls eine günstigere
Bleibe zu finden. Es gefiel mir gut in Wickenburg - so schön warm
...
Ausserdem hatte ich noch
drei andere Ranches auf meinem Besuchsplan für Wickenburg.
Allerdings wartete in Prescott
immer noch meine Versicherungspolice auf mich, ausserdem musste ich feststellen,
dass ich hier keine neue Telefonkarte für mein Handy kaufen konnte
- spätestens am Montag würde ich also nach Prescott zurückfahren
müssen |