Ich kam
wieder rechtzeitig in die Küche, um noch ein paar Toasts zu buttern,
dann war das Frühstück auch schon fertig. Grandma Carrol kochte
eine Art Griesbrei, ausserdem gab es Schweinesteaks. Nach dem Essen ließ
ich Charly und Roy alleine zum Korral gehen, wo sie die Pferde fütterten,
und leistete stattdessen Carrol in der Küche Gesellschaft. Sie war
die "Geschäftsfrau" in der Familie, und ich wollte mich ja nun doch
mal mit ihr über meine "Stellung" unterhalten, da ich nicht unbedingt
das Gefühl hatte, wirkliche Arbeit zu leisten.
Sie widersprach mir und
meinte, dass ich zum einen als Entertainer für Charly gut wäre
(nu weiß ich nur nicht, inwieweit ich ihn entertainte?!) und zum
anderen alleine dadurch, dass ich immer mal wieder hier und da Ordnung
schaffte, einen guten Job machen würde. Nun gut - ich werde mal schaun, wie wir uns einigen, wenn ich nächsten Montag abreise.
Als ich
gegen halb neun am Korral ankam, fing Roy gerade an, dem Hengst Drifter
ein neues Hufeisen zu verpassen. Dann machte er ein Pferd mit einem Packsattel
fertig, mit ihm wollten wir Salzblöcke für die Rinder auf die
Weiden bringen. Aber wie es im Ranchleben so ist - Pläne ändern
sich schnell. Nachdem wir kurz ausgeritten waren, um ein paar Rinder aus
dem Korral zurück auf eine Weide auf der anderen Seite des Hassayampas
zu bringen, beschloß Roy, dass er aufgrund der Erkältung, mit
der er schon seit Tagen kämpfte, heute lieber auf der Ranch bleiben
wollte.

Er trainierte
nur kurz den Wallach, der den Packsattel aufhatte, und verschob den Salz-Trip
auf den nächsten Tag. Stattdessen sollten Charly und ich alleine ausreiten.
Wir besprachen den Weg,
den wir nehmen würden, damit Carrol und Roy uns notfalls finden konnten,
und ritten dann den Hassayampa entlang in östliche Richtung. Unterwegs kreuzten
wir mehrfach den Fluß, der nur etwa knietief Wasser führte.
Ich ritt wieder Coco Puff und versuchte, Charlys Pferd nicht auf Schritt
und Tritt zu folgen, damit die Stute sich daran gewöhnte, alleine
zu gehen. Manchmal ist es wohl besser, anderen zu folgen: wir landeten
in Treibsand, als wir den Fluß an einer Stelle überquerten.
Ich weiß nicht, wer erschrockener war, die Stute, die bis fast
zur Brust im Sand stakte, oder ich, die überlegte, wie der gute Rat
lautete, den mir mal ein Wrangler bezüglich Treibsand gegeben hatte.
Im Endeffekt ging es aber alles zu schnell, um großartig nachzudenken,
die Stute fing entsetzt an, vorwärts zu springen, und ich trieb sie
heftig an - schließlich befreite sie uns mit vier, fünf Sprüngen
aus dem so trügerisch unscheinbar aussehenden Flußbett. Was
blieb war ein Pferd, das bei den nächsten drei, vier Flußüberquerungen
nervös durchs Wasser tippelte, und ein paar sandig-nasse Füße.
Nachher hatte ich den guten
Rat auch wieder parat: bloß nicht absteigen vom Pferd, das den Reiter
dann rücksichtlos als Trittbrett benutzen würde! Und ausserdem
hatte Rob II mir am ersten Tag erklärt, dass Treibsände in dieser
Gegend nie sehr tief seien. Nun - mir hatte es gereicht!
Wo wir eh' schon mal bei
den Gefahren des Ranchlebens sind - links eine typische Heike-Hand, nachdem
sie für eine Woche in der Natur freigelassen wurde. Nicht sichtbar
ist die Rippenprellung, die ich mir bei einigen unvermuteten Sprüngen
über Kakteen während der etwas rasanten Verfolgung eines Rindes
am Vortag am Sattelhorn zugezogen hatte, ein ramponiertes Schienbein, dass
beim Vorbeireiten an einem Baum hängengeblieben war, und ein paar
Kratzer im Gesicht von hinterlistig in Kopfhöhe lauernden Mesquito-Strauchzweigen.
|