25.01.2000,
Prescott, Arizona - Rainy day
Nachdem
ich in der Nacht bis drei Uhr am Rechner gesessen hatte, schlief ich morgens
bis zehn Uhr. Viel zu verpassen gab es eh nicht, draussen war es grau in
grau - man könnte sich fast in Deutschland wähnen ...
Ich habe dann doch was verpasst
- den Kaffee. Aber es wäre nicht Amerika, wenn mir nicht auch nach
der offiziellen Kaffeezeit noch ein Becher abgefüllt worden wäre.
Mein Zimmer sah aus wie
nach einem Bombenanschlag. Weil ich keine Lust hatte, das bis Mittags noch
aufzuräumen, verlängerte ich meinen Aufenthalt im Hotel um eine
Nacht, ich hatte sowieso noch eine Waschladung zu erledigen.
Den Vormittag verbrachte
ich dann am Telefon. Familie und Freunde erwarteten allmählich mal
eine Rückmeldung aus der Wildnis. Rob (No. 1) erreichte ich auch,
er war inzwischen Umgezogen - weg von all dem Ärger, den er in Prescott
hatte. Gut für ihn!
Einen Arzt empfahl er mir
auch, meine Rippenprellung schmerzte immer noch und langsam fragte ich
mich, ob es nicht vielleicht doch ein Bruch war. Ich gab mir aber noch
einen Tag Genesungschance - ich war nicht scharf auf irgendwelche Arztbesuche
...
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Schließlich
brach ich dann doch mal auf, der Hunger trieb mich zu "Jack in the box",
wo ich zwei Jumbo Burger bekam, dann weiter zum Tourist Information Center
von Prescott, dort fragte ich nach Guest Ranches. Mir wurden drei gezeigt,
aber das Wetter war einfach zu schlecht, um eine zu besuchen, die Fotos
wären gräßlich geworden. Statt dessen fuhr ich zu einem
Supermarkt - Nachtisch war fällig, ein paar Donuts ...
Inzwischen fing es auch
an zu regnen, ich fuhr also zurück zum Motel, nachdem ich mich an
einer Tankstelle mit Kaffee versorgt hatte.
Die Scheibenwischer musste ich auch austricksen. Nachdem ich es endlich geschafft hatte, sie anzustellen (zum Glück hatte ich vor drei Wochen neue Wischblätter gekauft), ließen sie sich nicht mehr abstellen. Bis ich den Trick endlich herausgefunden hatte, mußte ich jedesmal den Motor abstellen und neu starten, damit die Dinger nicht über eine trocken Scheibe quitschten. Dieses Auto ist wirklich ein Abentuer für sich ...

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Laura rief
an, inzwischen war es halb fünf, immer noch Regen. HBO (ein Pay-TV-Sender
wie in Deutschland Premiere) zeigte "Cinderella" - ich machte einen auf
gemütlich und schaute fernsehn. Als ich dann doch mal wieder aufbrechen
wollte, um aus dem Zimmer herauszukommen, wurde ich wieder durch HBO aufgehalten.
Eine Komödie mit Bette Midler. Fernsehn ist ja nun wirklich nichts,
womit ich meine Zeit verschwenden sollte, aber eigentlich besser als Regen
- außerdem: "It's not TV. It's HBO."
Behaupten die.
 
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Dann aber
- ich mußte raus aus dem Zimmer und fuhr auf einen Hügel, um
Fotos von Prescott bei Nacht zu machen (sorry - leider nicht viel zu sehen
...). Nebenbei fand ich ein Haus, das offensichtlich Weihnachten verschlafen
hatte ...

Immer
noch nicht bettreif fuhr ich zu Denny's. Hunger hatte ich zwar nicht (sofort
diesen Moment rot im Kalender anstreichen!), aber es war der einzige Laden,
den ich kannte, der Raucherzonen hatte. Die wurden dann auch von einem
Haufen Jungendlicher genutzt - soweit ich sehen konnte hatte Prescott nämlich
ansonsten die Bürgersteige hochgeklappt.
Frühstück bei Denny's habe ich ja immer genossen - Abendessen kann man sich aber sparen. Viel zu teuer und ziemlich mittelmäßig.
Wie auch immer - ein Ortswechsel musste her.
Tucson stand ja noch auf dem Plan, aber während ich ein paar Postkarten
schrieb entdeckte ich auf einer von ihnen den Ort Ehrenberg, der als "Ghost
town" bezeichnet wurde. Das war doch einen Besuch wert, oder?
Nun denn - nächstes
Ziel ist also Ehrenberg, etwa 150 Meilen (250 km) südwestlich von
Prescott nahe bei der kalifornischen Grenze. Nu will ich nur mal hoffen,
dass ich da auch die Sonne wiederfinde und etwas interessanteres zu berichten
habe als einen Gammeltag vorm Fernseher ;-) |
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