28.01.2000,
Blythe, California / Williams Family Ranch, Arizona
Gemessen
an kalifornischer Zeit war ich richtig früh dran an diesem Morgen.
Um 8.30 Uhr verließ ich das Motel, dessen Telefon mich zur Verzweiflung
gebracht hatte. Wenn mal gerade kein Besetztzeichen nach Wahl von 9 (für
externe Telefonate) kam, dann war die Verbindung weder Internet- noch sontiges-gespräch-tauglich.
Also führte mich mein erster Weg zu "pm am" - einer Tankstelle, die
ich am Vorabend ausgemacht hatte - die verkauften guten Kaffee ...
Nach einem solchen und einem
Apfel-weiß-nich-was (auf jeden Fall sehr süß) telefonierte
ich mit Heike II, der Frau meines Bruders (apropo: herzlichen Glückwunsch
an Ingo zur Beförderung!), um mein erneutes Abtauchen in eine telefonfreie
Zone anzukündigen. Ob ich zurück zur Ranch fuhr, um Rob II zu
heiraten, wurde ich gefragt. Nein, leider nicht. Sweet 21 - das ist nicht
das Alter, das ich heirate ;-) - obwohl mein Alter auf der Ranch nicht
bekannt ist, sie schätzen mich dort auf ca. 25, wahrscheinlich halten
sich Deutsche länger frisch als sonnenverbrannte Arizonerinnen. Ich
hatte Roy nach drei Tagen beigebracht: "Don't ask me for my age, don't
ask me for my weight, don't feed me before I got up for at least three
hours."
Nach dem Telefonat fuhr
ich zur Interstate 10 und überquerte die Grenze zurück nach Arizona.
Diesmal gab es keine Grenzbeamten, offensichtlich kümmerte es die
Arizonianer weniger, wer ihren Staat betrat.
Auf nach Ehrenberg, der
Ghost Town.

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Ja. Ghosti
war's ja - wie alle Towns, die ich bisher gesehen hatte. Aber Ghost town?
Nichts.
Zumindest gab es eine Tankstelle.
Deren Aussage: "Yes, it used to be a ghost town, but then came all the
devils back ..."
Nun gut - dann eben ohne
Ghost town-Besichtigung zurück nach Wickenburg.
 Dort
gab es wenigstens ein Circle K! Nach einem Kaffee unterm Jail Tree fuhr
ich zu "Ben's Saddlery". Ich brauchte neue Sporen. Schon auf der Mule Shoe
Ranch hatte ich festgestellt, dass die Wrangler ihre Sporen mit Stolz herumzeigten
- regelrecht ein Aushängeschild für einen guten Cowboy. Als ich
das Foto von Charlies Sporen machte, war Rob II richtig beleidigt - was
denn mit seinen Sporen wäre?
Da meine deutschen 20-DM-Sporen
eh reparaturbedürftig waren, entschloß ich mich für ein
paar Neue. Unverschämt teuer, aber nett anzusehen ... (Foto folgt
sicherlich noch ...!)
Nach einem Einkauf bei Basha
fuhr ich dann zur Ranch. Genug Zeit mit Sight seeing vertrödelt ...
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 Die
Fahrt zur Ranch schien mir holpriger zu sein als zuvor - wahrscheinlich
wurde die Straße mit jedem Wagen, der sie befuhr, schlechter. Nach
eineinviertel Stunden erreichte ich die Ranch und wurde freudig von den
Hunden begrüßt. Es war also noch keiner da. Die Pferde sahen
auch nicht so aus, als ob sie heute schon Heu bekommen hätten - der
"Alltag" hatte mich also wieder. Ich fütterte die Tiere, dann fúhr
ich hoch zum Ranchhaus und kämpfte mal wieder um heißes Wasser
mit dem Propangas. Immerhin - diesemal schaffte ich es tatsächlich
von Befüllung bis zum Anzünden des Warmwasserbereiters! *stolz*
Carrol kam an, wir luden
ihren Truck aus und bereiteten das Stock Lodge House auf die Ankunft von
jede Menge Besuch vor. Cousins, Kinder, Geschwister und Freunde wurden
für das Wochenende erwartet - 15 Personen, Roy und Carrol und meine
Wenigkeit. Das würde eng werden ...
Nachdem wir das Abendessen
für die erwartete Horde vorbereitet hatten - Corned Mash, nicht mein Geschmack: Kartoffelbrei
gemixt mir Corned Beef aus der Dose - schmeckte ein bisserl wie Hundefutter,
ich bekam es dann auch nur mit viel Senf herunter - setzten wir uns an den Esstisch und hielten Schwätzchen. Über dieses und jenes und über Geld - Euro- und Dollarkurse. Und by the way über die Kosten, die ich verursachte und über die Arbeit, die ich dafür erbrachte. Ich hasse es, über Geld zu sprechen oder mich gar darum zu streiten, also schob ich Carrol einen Umschlag rüber mit dem Betrag, den ich mindestens für angemessen hielt - die Tage mit Charlie waren für mich genau so viel Urlaub gewesen wie für ihn.
Die Gästeschar
ließ auf sich warten, als ich um zehn zu Bett ging waren erst Doby
mit Diane, Roy und eine Familie mit zwei Kindern eingetroffen.
Gegen Mitternacht fingen die Hunde an zu bellen, ich empfing Roys Bruder Ken und irgendwie noch drei oder vier andere Personen, um ihnen die noch freien Betten zu zeigen. Langsam wurde es wirklich knapp. Carrols Tochter Marie und deren Freundin sowie Rob II waren noch nicht da - wo sollten die denn nun noch schlafen?

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