Ich rief
ein paar Reifenshops in Phoenix an, um diesmal vorher nachzufragen, ob
sie meine Reifengröße hätten, anstatt jeden einzeln anzufahren.
Aber Sonntags hatten nur wenige Händler geöffnet und ich gab
schließlich auf. Dann eben ein andernmal, so dringend war es nun
auch wieder nicht. Stattdessen stieg ich in meinen Pick up, um ihm seinen
500-Meilen-Ölwechsel zu verpassen.
Die gößeren Straßen
in Phoenix waren fünf- oder sogar siebenspurig, wobei die mittlere
Spur zum Abbiegen gedacht war. Ich fuhr auf der linken Spur meiner Fahrtrichtung
und sah plötzlich auf der linken Straßenseite einen Reifenhändler,
der auf hatte. Etwas spät, zugegeben, also zog ich rasch rüber
auf die mittlere Spur, um abzubiegen. Und dann hat es "Bumm" gemacht. Ich
hatte einen Personenwagen erwischt, der mich auf der Spur überholte
(warum eigentlich?).
Ich hielt hinter dem ziemlich
demoliert aussehenden Wagen und fragte die Fahrerin, die schon ein Handy
in der Hand
hielt und die Polizei rief, ob sie in Ordnung sei. Wisse sie nicht, meinte
sie unfreundlich. Ich ging zu ihrem Beifahrer. Ob er in Ordnung sei? Er
antwortete nicht, sondern stieg über die Fahrerseite aus, weil die
Beifahrertür klemmte. Eigentlich sahen beide recht fit aus, also fragte
ich zu guter Letzt den Wagen, ob er in Ordnung sei. Nicht so besonders
sehr, die Beifahrertür war eingedötscht, der Kotflügel zerdeppert
und der Reifen geplatzt.
Ich ging zurück zu
meinem Pick up und untersuchte ihn. Nichts. Absolut gar nichts, nur eine
kleine Schleifspur am Reifen. Der Wagen war ein Killer ...
Ich hatte gerade alle meine
Papiere zusammengesucht, als auch schon ein Polizist eintraf, der uns von
der Straße auf eine Bushaltestelle dirigierte und die Personalien
aufnahm. Ich bekam ein Knöllchen für "unsafe lane change" über
130 Dollar und eine Vorladung zum Gericht. Da bräuchte ich aber nicht
hin, wenn ich das Knöllchen bezahlte, klärte mich der Polizist
zu meiner Erleichterung auf. Nachdem der Polizist offiziell die Personalien
ausgetauscht hatte, war er fertig - und ich eigentlich auch; meine Opfer
mussten auf einen Abschleppdienst warten.
Tja, tat mir alles unheimlich
leid, ich war nur froh, dass es nur ein Blechschaden war. Und froh, dass
die Fahrerin keine Waffe dabei hatte, die war nämlich stinksauer.
Ich versuchte ihr so viele
Informationen wie möglich über meine Versicherung zu geben, damit
sie alles problemlos regeln konnte, aber sie blökte mich die ganze
Zeit nur an.
Da ich annahm, dass sie
versuchen würde, Schmerzensgeld für sich und ihren Beifahrer
zu kassieren, fragte ich sie nach dem Namen ihres, wie ich vermutetete,
Mannes.
"I have no husband!"
Ich fragte also nach dem
Namen ihres Beifahreres.
"This is my son and this
is all you need to know."
Ich brauchte etwas mehr
Infos für meinen Unfallreport, aber da war wohl nichts zu machen.
Schließlich meinte ich: "You do not have to be that unfriendly, I
didn't do that with intention."
Ich könne ja wohl nicht
erwarten, dass sie auch noch freundlich zu mir seie, keifte sie. Nein,
da hatte sie vielleicht recht. Sie sollte mich ja auch nicht lieben, aber
normal mit mir reden. Das sagte ich dann allerdings nicht mehr; wenn sie
keine Hilfe von mir wollte - dann eben nicht.
Ich verabschiedete mich
also mit den Worten: "I said that: I'm sorry!" - ihr noch ein "have a nice
day" zu wünschen war wohl nicht angebracht.
Es
war alles sehr unerfreulich, aber nicht zu ändern, also setzte ich
meinen Tagesplan fort. Zuerst ein Besuch bei "Jiffy Lube", eine Art Drive
Through für Ölwechsel.
Die amerikansichen Werkstätten
sind sehr spezialisiert, eineige machen nur Ölwechsel etc., andere
wechslen nur Reifen, die nächsten reparieren nur Auspüffe etc.
Dafür ist der Service
immer sehr prompt, Anmeldung ist nicht erforderlich.
Danach war ich reif für
Circle K, bevor ich im Greyhound Park, einem großen Gelände
neben der Hunderennbahn, einen Markt besuchte. Dort verkauften hauptsächlich
Mexikaner Autos, Jeans, T-Shirts, Lederartikel und Tand.
Ich fand jede Menge Vögel
in einem kleinen Käfig, bei nährem Hinsehen erkannte ich , dass
es junge Papageien waren. Die Grauen gabs für 55 Dollar, die Grünen
für 33 Dollar. Na - ob das koscher war?
An einem Stand gab es Handytaschen,
allerdings keine für mein Circle-K-Billig-Handy. Der Händler
suchte mir eines heraus, dass von der Größe her ungefähr
hinkam und schnitt Löcher dort hinein, wo mein Hörer und Mikrofon
war.
"How
much is it?" fragte ich und schielte auf das Preisschild in der Auslage.
Acht Dollar.
"Five Bucks", meinte er.
Ich gab ihm einen Zwanzig-Dollar-Schein,
den er in seine Kasse steckte, während er mich darüber volllaberte,
dass der Befestigungsclip von der Handytasche seine Erfindung sei. Als
er endlich fertig war mit seinem Vortrag fragte ich ihn: "Don't I get money
back?"
Ach je - das war ihm aber
peinlich. Ich hätte ihm keinen Fünf-Dollar-Schein gegeben?
"No, twenty ..."
"Oh sorry ..." begann er
sich wortreich zu entschuldigen. Und gab mir tatsächlich mein Wechselgeld
- er konnte es wohl nicht riskieren, dass ich einen Aufstand machte.
Nebenbei bemerkt: dieser
Händler war kein Mexikaner!
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