06.06.2000,
Casper, Wyoming - 1000 Kilometer nordostwärts
Bevor
ich mich in meinen Pickup setzte, rief ich auf der Kara Creek Ranch an,
um Monte meinen Besuch anzukündigen. Wie ich es schon geahnt hatte,
würden die letzten Gäste diese Woche abreisen, das Branding war
gelaufen, die Saison auf der Ranch geschlossen. Leider kam noch erschwerend
hinzu, dass Montes Frau Cindy auf die Ranch ziehen würde. Eigentlich
wohnte Monte mit ihr in Belle Fourche, einem Ort ca. 30 Meilen entfernt.
Monte wollte mich nicht auf der Ranch haben, wenn seine Frau dort war,
sie würde eifersüchtig sein, meinte er. Warum sie eifersüchtig
sein sollte würde mir auf ewig ein Rätsel bleiben, aber wenn
er Probleme sah musste ich weichen - schade eigentlich, denn auf die Lake
Ranch konnte ich auch nicht, sie war in den Sommermonaten im festen Griff
der beiden italienischen Partner. Nun denn - bis zum Wochenende könnte
ich bleiben, bot mir Monte an - immerhin etwas. Vielleicht ergab sich in
der Zeit ja doch noch etwas.
Ansonsten fand ich Wyoming
auch ohne diese beiden Ranches durchaus sehenswert.
8.00 Uhr
Start in St. George, Utah. Bis kurz vor Salt Lake City folgte ich der Interstate
nordwärts - 250 Meilen (ca. 400 Kilometer), fünf Stunden (inklusive
Kaffee- und Vanilleshake-Stops). Kurz vor der Großstadt verließ
ich die Interstate, um Salt Lake City zu umfahren. Der Highway schlängelte
sich durch Berge, Täler und Staudämme, die manchmal fast europäisch
anmuteten. |

|
Dann ging
es auf die Interstate 80 ostwärts bis Rawlins, Wyoming - wieder 250
Meilen geradeaus (mit Kaffee- und Vanilleshake-Stops). Die Landschaft war
zum Teil atemberaubend schön, aber auf der Interstate durfte man ja
leider nicht anhalten, und die Fotos, die ich aus dem Truck heraus machte,
waren großteils nicht zu verwenden, weil meine Windschutzscheiben
zu dreckig waren - 'Tschuldigung!
Hier
und da gab es Orte, wo ich gerne angehalten und etwas unternommen hätte
- ich bereute es nun schon, Monte gesagt zu haben, dass ich am nächsten
Tag gegen Mittag eintreffen würde. Aber andererseits würde ich
eh nur wenige Tage auf der Ranch verbringen können - bei meinen weiteren
Reisen würde ich mich allerdings nicht mehr unter Zeitdruck setzen
lassen (bzw. selbst setzen)!
Nach sechs bis acht Stunden
*brummbrummbrumm* immer geradeaus musste man sich schon etwas Einfallen
lassen, um nicht am Steuer einzuschlafen. Ich hatte zwei Phasen, in denen
ich Mühe hatte, nicht mit offenen Augen in Schlaf zu fallen - das
war mir auf so eine extreme Art noch nie passiert.
Unter anderem erwies sich
die Methode, laut und möglichst falsch (was mir am wenigsten Mühe
machte) bei der Musik mitzugröhlen, als sehr erfolgreich. Mit Beifahrer
ließ sich die aber wohl kaum anwenden ... |
Die
letzten 120 Meilen nordwärts bis zu meinem zweiten Übernachtungsstop
in Casper führten durch die typische wyomingsche Ranchlandschaft -
weite, leicht hügelige Grasebenen, hier und da durchzogen von zerklüfteten
Bergen und Canyons, wobei letzteres Lansschaftsbild das Wyoming
war, das ich so liebte.
Kurz nach acht kam ich Casper
an, fast eine Stunde früher als geplant, und checkte im ältesten
Motel 6 ein, dass ich bisher kennengelernt hatte. Die hatten sogar noch
Schlüssel für die Türen anstatt Keycards.
Der Empfangsmensch versuchte
mich zu überreden, ihn mit nach Deutschland zu nehmen, aber ich meinte,
dann solle er lieber dafür sorgen, dass ich in den USA bleiben könnte.
Da wir uns nicht einigen konnten, wer wohin mit wem sollte, machte er mich
alternativ darauf aufmerksam, dass der Swimmingpool noch geöffnet
hätte. Exklusiv nur für mich sogar die ganze Nacht - aha. Statt
schwimmen ging ich surfen - im Internet ;-)
|
|