Auf dem
Rückweg kamen wir durch eine Rinderherde vom Nachbarn durch. Ich wollte
mir langsam meinen Weg durch die trägen Kühe bahnen, wie sich
das gehörte. Aber die dummen Viecher schienen irgendwas falsch zu
verstehen. Erst liefen sie die ganze Zeit vor mir her, anstatt einfach
stehen zu bleiben, und dann, nachdem ich sie im weiten Bogen umrundet hatte,
begannen mir zu folgen. Und so taperte ich, verfolgt von hundert Kühen,
etwas peinlich berührt durch das Pasture. Schließlich gehörte
es nicht zum guten Ton, Nachbars Kühe aufzumischen.
Hinter einer kleinen Hügelkuppe
galoppierte ich Reservation an und hängte die Herde endlich ab, die
mir langsam unheimlich wurde.

Das letzte
Stück zur Ranch führte auf relativ hohen, aber nur mit Gras bewachsenen
Hügeln links von der Straße zur Ranch entlang, nach Westen hatte
man eine meilenweite Aussicht. Weit entfernt sah ich eine Staubwolke,
die höchstwahrscheinlich von einem Fahrzeug aufgewirbelt wurde. Es
war zwar wirklich weit weg, aber in Amerika sind Entfernungen ja sehr relativ,
deshalb zog ich mir sicherheitshalber mein T-Shirt wieder an. Ich hatte
wahrscheinlich sowieso schon einen Sonnenbrand auf diversen, nicht an die
Sonne gewöhnten Körperteilen.
Zehn Minuten später
sah ich das Fahrzeug: es war Montes Pickup mit einem Trailer dran. Ich
erreichte gerade die Strasse, als er mit dem Wagen dort lang fuhr und bei
mir anhielt. Er, Ty, Billy und ein Freund von Ty, Miky, stiegen aus und
unterhielten sich mit mir über den Zaun hinweg.
"How are you doing?" fragte
Monte mich.
"Great! You just missed
me riding topless ..." ärgerte ich die Cowboys, die sofort diverse
Witze darüber rissen.
"Do you already have a number
burnt on your back?" fragte Ty mich frech. Ich brauchte einige Sekunden,
um zu checken, was er meinte. An unserem gemeinsamen Tag im Cow Camp hatten
wir über Luca gelästert, der gerne mit den weiblichen Gästen
anbändelte und sie sozusagen mit Nummern brannte. Nun machten sich
die Cowboys offensichtlich Sorgen, dass ich auch an den scharfen Konkurrenten
verloren gegangen sein könnte. Lachend verneinte ich und machte den
Cowboys wieder Hoffnungen auf erfolgreiche Jagd ...
Wir wechselten das Thema
und unterhielten uns über mein Reitpferd, Reservation. Monte sah den
Wallach kopfschüttelnd an und meinte, er sei erstaunt, dass dieses
hässliche Pferd bei den Gästen so beliebt war. Mich wunderte
das weniger, der dünne Paint war zwar etwas faul, obwohl erst vier
Jahre alt, aber dafür sehr verlässlich und willig. Und seit er
Hufeisen trug hatte er auch sein Grundtempo ein wenig erhöht, anscheinend
hatten ihm vorher die Hufsohlen beim laufen geschmerzt.
"Did you have lunch at the
Ranch?" fragte ich mit einem Blick auf die Uhr.
"Yeah!"
"Pasta?" frotzelte ich -
es war schon ein stehender Gag bei den Amis, dass es auf der Lake Ranch
häufig italienisches Essen gab.
"You're right!" lachten
sie, "they love their pasta!"
"Yeah! They would even love
their pasta if you would boil them in the toilet bowl!" gab ich noch einen
drauf - ein Spruch, der unerwartete Heiterkeit auslöste und fortan
von ihnen in jeder Saufrunde weiter erzählt wurde.
(Deutsche
Übersetzung der englischen Sätze)
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Wie geht
es Dir? - Großartig! Ihr habt verpasst, wie ich oben-ohne geritten
bin ...
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Hast
Du schon eine Nummer auf Deinem Rücken eingebrannt?
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Habt
ihr auf der Ranch zu Mittag gegessen? - Ja! - Nudeln? - Richtig, die lieben
dort ihre Nudeln! - Ja, die würden ihre Nudeln sogar lieben, wenn
man sie in der Kloschüssel kochen würde ... |
Immer noch
nach Luft schnappend vor Lachen stiegen die vier Kerle wieder in ihren
Pickup und fuhren zur Kara Creek Ranch, während ich mit Reservation
meinen Weg zur Lake Ranch fortsetzte.
Ich kam erst gegen sechzehn
Uhr zurück zur Ranch, wo sich alle für eine Bullriding-Veranstaltung
in Spearfish fertig machten. Ich war mir nicht sicher, ob ich dort hin
mit kommen wollte, mein Bedarf an Rodeos war eigentlich gedeckt, außerdem
erwartete ich einen Anruf von meiner amerikanischen Bank. Nancy schickte
nämlich alle Briefe zurück und ich musste denen mitteilen, dass
sie Robs Adresse nicht mehr benutzen sollten.
Ich fuhr dann doch mit,
nach anderthalb Stunden Fahrt erreichten wir die weit stadtauswärts
gelegene Ranch, auf der in einer riesigen Halle regelmäßig professionelle
Bullridings stattfanden. |