 
Luca fuhr am
späten Nachmittag nach Rapid City, um den (un)erwarteten belgischen
Gast abzuholen, und verpasste meine neuesten Kreationen: Würstchen
im Schlafrock (oder Hot Dogs in einem Teigmantel), Paprikaschoten mit Reisfüllung
und zum Nachtisch ein Schokoladen-Pie (Kuchenboden mit Schoko-Pudding gefüllt
und Sahnehäubchen obenauf).
Danach überlegten wir,
ob wir zum Devils Tower fahren sollten - es war Independence Day und ein
großes Feuerwerk angekündigt. Das Problem war nur: Luca hatte
den Van, mein Pickup nur drei Sitzplätze und ein zweiter Ranch-Van
stand zwar in der Scheune, wir hatten ihn aber noch nie benutzt, wahrscheinlich
funktionierte er nicht.
Roberto probierte ihn trotzdem
aus, aber er sprang nicht an, die Batterie war leer. Nun waren wir aber
schon in Reiselaune, also holten Roberto und Franco sich zwei Kissen und
setzten sich auf der Ladefläche auf die Toolbox von meinem Pickup.
Fiorenzia stieg zu mir ein, und ich startete den Motor. Legte den Gang
ein und gab Gas.
"Wrrrrrruuuuummmmmm!" -
das war ein Sound! - leider fuhr die Kiste aber nicht.
Ich legte den Gang noch
mal ein.
"Wrruuuummmmm." - zwei Zentimeter.
Ganz offensichtlich packte die Kupplung nicht. Ich schaltete in Vierradantrieb.
"Wrruuummmm." - zehn Zentimeter.
Rückwärtsgang.
"Wrrruuuuummmmmumumumummmm."
- fünf Meter .... und bremste. Die &%$§&$%§-Kiste
fuhr nur noch rückwärts - nichts zu machen. Ich probierte noch
eine viertel Stunde lang herum, checkte die Antriebsstangen, das Getriebeöl,
aber ich fand nichts. Ich zuckte entschuldigend mit den Schultern - dann
wurde wohl nichts aus dem Feuerwerk am Devils Tower. Roberto machte den
Vorschlag, die Batterie aus meinem Pickup in den Van einzubauen. Nicht
ganz glücklich darüber, nun schon zu beginnen, meinen geliebten
Pickup auszuschlachten stimmte ich schließlich zu, nach einer weiteren
viertel Stunde saßen wir also endlich in einem Fahrzeug in Richtung
Devils Tower.
Nachdem wir den privaten
Ranchweg verlassen hatten und auf den Schotterweg nach Hulett abbogen,
kam uns ein Fahrzeug entgegen. Das kam sogar im einsamen Wyoming ab und
zu vor, wir blinkten ihn grüßend an. Auch das zweite Fahrzeug,
das uns entgegenkam, blinkten wir noch an. Das dritte. Vierte. Wir staunten
nicht schlecht, was für ein reger Verkehr diese Nacht herrschte, den
fünfzehnten (ja - wir zählten genau mit!) hielten wir schließlich
an, um ihn zu fragen, warum uns halb Wyoming entgegenkam. Es war zufällig
Don, die Frau eines Nachbarn, die ich im Frühjahr kennen gelernt hatte.
Bereitwillig gab sie Auskunft, während sich hinter ihr eine Autoschlange
(!) bildete: sie kamen alle vom Devils Tower, wo das große Independence
Day Feuerwerk stattgefunden hatte. Wir waren wohl etwas spät dran
...
Wir fuhren trotzdem noch
zumindest bis zum Fort, um ein Bierchen zu trinken, aber dort machten sie
gerade zu und verkauften uns nur noch einen Karton Bud zum mitnehmen. Independence
Day in Amerika: um zehn klappten die Amis die Bürgersteige hoch -
das hatte ich mir aber völlig anders vorgestellt.
Wir fuhren also zurück
zur Ranch und vertrieben wir uns die Zeit mit quatschen und Karten spielen
- wir warten auf Luca und den neuen Gast. Die Belgierin sollte gegen zehn
am Flughafen Rapid City ankommen, aber sie wäre der erste Gast seit
Wochen, dessen Abendmaschine pünktlich landete - fast rechneten wir
damit, dass Luca wieder mal in Rapid übernachten müsste.
Wir unkten schon herum,
als der Van den Hügel zur Ranch herunterkam und Luca mit unserem neuen
Gast ausspuckte, den wir neugierig in Augenschein nahmen. Verle, eine junge
Frau um die dreißig, die uns ziemlich müde mit kleinen Augen
begrüßte. Ihre Muttersprache war flämisch, aber sie sprach
gut genug Englisch, um sich mit mir und Luca zu verständigen. Auf
einen verspäteten Imbiss verzichtete sie, wie zu erwarten. Ich zeigte
ihr das Zimmer, das ich für sie vorbereitet hatte, und wünschte
allen eine Gute Nacht.
Meine Nacht war nicht so
gut - der kaputte Pickup lag mir sehr schwer im Magen. |