Es regnete,
nach dem Frühstück machten sich alle fertig, um nach Spearfish
zum shoppen zu fahren. Verle wollte sich unbedingt noch mit Klamotten eindecken,
und auch Lena suchte nach ein paar Westernboots. Luca und Roberto taten
so, als seien sie die leidtragenden Fahrer - und kamen mit mehreren Tüten
voller Hemden zurück ...
Ich verzichtete auf die
Shopping Tour und nahm mir lieber den Haushalt vor, den ich in den letzten
Tagen ziemlich vernachlässigt hatte.
Ich
wuselte also herum, bereitete das Dinner vor und ging in die Scheune, um
die Pferde zu füttern. Das Kraftfutter wurde in einer großen
Blechtonne aufbewahrt, die recht lost mit einem aufgelegten Metalldeckel
verschlossen wurde. Ich beugte mich mit einem kleinen Eimer über die
offene Tonne und schreckte zurück, als mich etwas aus der Tonne anfauchte.
In dem fast leeren Behälter saß ein junger Waschbär. Im
ersten Moment dachte ich - na klasse, da ist ja der Racoon, den ich den
Jungs hier auftischen werde! Aber da ich keinen Bock hatte, ein Tier umzubringen,
und nicht wußte, was ich mit ihm anfangen sollte, legte ich erst
mal den Deckel wieder drauf und sicherte ihn mit ein paar alten Hufeisen.
Sollten sich Luca und Roberto um den Waschbären kümmern.
Inzwischen schien die Sonne
und ich genoss die Ruhe auf der Ranch, bis Monte kam. Er erwartete einen
potentiellen Käufer für seine Rinder. Ich versuchte ihm meine
Corndogs zum Lunch an zu bieten, aber er zog normale Hot Dogs vor - offensichtlich
vertraute er meinen Kochkünsten doch nicht so ganz ...
Er hielt dann ein Mittagsschlächen,
während ich weiter in der Küche werkelte, bis die Käufer
kamen.
Am frühen
Nachmittag kehrten Luca, Roberto, Verle und Lena zurück und zeigten
mir stolz ihre Einkäufe. Luca schoss an Geschmacklosigkeit den Vogel
ab: ein Baumwollhemd von Wrangler, die rechte Seite dunkel blau, die linke
Seite knall (aber wirklich KNALL!)-gelb.
Wenigstens hatte er auch
an was nützliches gedacht: Disketten. Er flog in ein paar Tagen zurück
nach Hause und wollte unbedingt einige Bilder mitnehmen, die ich auf der
Ranch gemacht hatte.
Aber erst einmal zeigte
ich ihm den Waschbären im Stall, den Monte hatte erschiessen wollen,
aber auf der Ranch gab es keine Patronen. Luca kümmerte sich um den
Racoon, dann bauten wir meinen Rechner im Wohnzimmer auf und schauten uns
die Bilder durch. Auf zehn Disketten bekam ich maximal achtzig Fotos drauf
- und die aus zweitausend Bildern auszuwählen war nicht einfach ...
Erleichtert wurde die Arbeit
dadurch, dass Luca ganz klar eine Art von Bildern favorisierte - das Motiv
"Luca auf einem Pferd". Das schränkte die Auswahl wenigstens etwas
ein, allerdings hatte ich ihn sehr häufig fotografiert, da er mit
Baumwollhemd und Jeans am meisten nach einem "echten" Cowboy aussah. Die
wirklich "echten" Cowboys trugen gemeiner weise häufig bunte T-Shirts
und ein Käppi - das brachte keine schönen Fotos ...
Nach zwei Stunden am Rechner
hatten wir beide keine Lust mehr, außerdem schien draußen die
Sonne und ein Nachbar hatte angerufen, weil einer unserer schwarzen Black
Angus Bullen seine braunen Hereford Kühe schwängerte.
An
diesem Tag begann die große Bullen-Hetz-Jagd, die uns die ganze weitere
Woche beschäftigen sollte.
Wir holten uns unsere Pferde
und zogen zu fünft aus, um den Bullen zu suchen. Er hatte nun schon
zum wiederholten Male sein eigenes Harem schnöde verlassen, weil er
offensichtlich mehr auf Brünette als auf Schwarze Damen stand.
Ich nutzte das warme Abendlicht
der langsam sinkenden Sonne und verschoss fast den gesamten Speicher meiner
digitalen Kamera - gut hundert Bilder machte ich von den vier City Slickern,
die den Bullen 'gen Heimat trieben. Und die Ergebnisse konnten sich später
sehen lassen - das wohl beste Bild waren Luca auf Greeno hinter dem Bullen,
vor grünem Gras, grauem Berg, blauem Himmel und weißen Wolken.
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