12.09.2001 Kristis Birthday Party

Nachdem ich am Vorabend nach der Party noch bis halb drei am Rechner gesessen hatte verschlief ich an diesem Morgen erbärmlich. Gegen zehn erschien ich zum Kaffee, alle anderen waren bereits aufgebrochen oder zumindest aufbruchbereit: zu einer Ranch-Auktion, zum Ausritt, nach Hulett. Ich ließ sie ziehen und hütete alleine Ranch, Telefon und Küche. Neuigkeiten bezüglich der Anschläge in New York gab es nicht, Vergeltungsangriffe auf Afghanistan waren unbestätigt.
Ich fütterte die Katzen und einen kleinen Hund, der den die Devils-Tower-Reitern am Vorabend irgendwo zugelaufen war, mit allen Resten, die ich im Kühlschrank fand, um den endlich mal leer zu bekommen.
Zum Lunch machte ich mir viel Arbeit mit Chili-Tortillias, die dann doch kaum einer aß. Ferdi, Luca, Guy und drei Gäste waren noch nicht von der Auktion zurück, Susan war so geschockt von den Terroranschlägen, dass ihr der Appetit vergangen war, Lorena machte Diät, Kristi ließ sich zum Lunch nicht blicken, der schwangeren Barbara waren die Tortillas zu stark gewürzt, Angelo vertrug keine Bohnen, Francesca aß lieber Leftovers von einem Scampi-Reis - über die Hälfte der Tortillas landete im Gefrierschrank.
Nachdem ich einen recht unproduktiven Nachmittag verbracht hatte brachen alle Ranchbewohner am Abend auf, um Kristis Geburtstag im Devils Tower Fort zu feiern. Dort erwarteten uns ein schlechtes Essen, aber dafür gute Getränke, die wir meist selbst mixten, und eine Musikbox, die bis halb zwei keine Ruhe mehr gab. Ich ließ Luca seine im Juni erworbenen Deutschkenntnisse auffrischen und übte erneut mit ihm den deutschen Satz „Willst Du mit mir tanzen?“ ein, der sich bei ihm komischerweise immer wie „Willst Du mir einen blasen?“ anhörte. Zielstrebig ging er auf Rita zu, um sie zum Tanzen aufzufordern, und sagte den Spruch auf, den ich ihm beigebracht hatte. Die starrte ihn mit großen Augen an, überhörte aber geflissentlich den genauen Wortlaut und tanzte mit ihm. Leider war Nicola bei Lucas Aufforderung zum Tanz weniger geistesgegenwärtig und klärte Luca über die genaue Übersetzung auf, woraufhin er wütend auf mich zu kam. 
„What?“ meinte ich erstaunt. „I’m sorry, aber deine Aussprache ist so schlecht, dass man da etwas mißverstehen könnte ...“
Zum Glück war er gut gelaunt und sann nicht sofort auf Rache, nun warte ich noch ab ...




13.09.2001 Rapid City und Stray-Suche

Nach nur zwei Stunden Schlaf brach ich morgens um viertel vor sieben mit Rita und Daniel nach Rapid City auf, um Julia in einem Hotel abzuholen. Ab Beulah begann es leicht zu Regnen, der Niesel begleitete uns auch in Rapid City, wo wir mit Julia bei Mac Donalds ein Frühstück holten, beim Sattler Bader vorbeifuhren, wo Daniel sich ein Lasso kaufte, und im Rushmore Mall für ein Stündchen shoppen gingen. Mittags waren wir auf dem Weg zurück zur Ranch, ab Beulah hellte es dann endlich wieder auf, die Sonne schien durch die Wolken. An einem Aussichtspunkt zum Devils Tower hielten wir für Fotos an, und Daniel konnte nicht widerstehen, sein neues Lasso mit heraus zu nehmen und auf dem Parkplatz Lasso werfen zu üben. Auch Rita versuchte es und schließlich zeigte ich gerade Julia, wie man ein Lasso hielt, als Bob, ein Geschäftspartner von Monte, lachend auf den Parkplatz fuhr und uns fragte, ob wir irgendwelche Probleme hätten.
Wir hielten ein wenig Smalltalk. Die gestrichenen Flüge aus und nach Europa betrafen nicht nur uns, sondern auch Monte, der nun fünf Gäste hatte, die schon längst hätten abreisen müssen, aber nicht konnten - aber auch kein Geld hatten, um einen verlängerten Ranchaufenthalt zu bezahlen. Ich empfahl die Gäste zum Zäune reparieren raus zu schicken und statt Steaks Dosenfraß zu füttern - dann hielten sich Montes Kosten in Grenzen ...
Wir hatten gut lachen - einige unserer Gäste sollten am Samstag und Sonntag abreisen, konnten also noch hoffen, dass sich der Flugverkehr in den nächsten drei Tagen stabilisierte.
Gegen halb zwei kamen wir gerade rechtzeitig an der Ranch an, um Kristi verzweifelt in der Küche stehend vorzufinden, wo sie von Lorena und Barbara angewiesen worden war, Pasta zum Lunch zu machen. Die beiden waren nämlich mit drei italienischen Gästen nach Rapid City gefahren, die drei hatten sich kurzfristig dazu entschlossen, sich einen Mietwagen zu nehmen und den Yellow Stone Park besichtigen.
Obwohl Francesca ihr zur Hilfe eilte waren die Nudeln an diesem Tag so ziemlich die schlechteste italienische Küche, die ich je auf der Lake Ranch bekommen hatte. Ich machte mir, da es nach meiner gestrigen Aufräumaktion im Kühlschrank keine Leftovers mehr gab, Hot Dogs, und zitterte darum, dass sie mir jemand wegessen könnte, aber alle aßen brav diese schrecklichen Nudeln. 
Auch Annika und Thomas hatten angerufen, sie sollten am Freitag anreisen, sagten ihren Urlaub aber leider ab. Nun waren schon sechs meiner Gäste wegen des Terroranschlages nicht gekommen bzw. würden nicht mehr kommen - schade, ich hatte mich schon auf die kleine Horde gefreut.

Inzwischen war es halb fünf, ich checkte die Sonne aus und fand Luca und Julia, die sich zwei Pferde gesattelt hatten. Luca wollte in Nuckolls Pasture, um dort einige verirrte Rinder von uns zurück zu holen. Da ich seine etwas gedankenlose Art mit „frischen“ Gästen kannte sattelte ich mir Foxy und ritt mit ihnen mit, um Julia gegebenenfalls vor Lucas allzu gewagten Trails zu schützen. Eine große Hilfe war ich ihr aber nicht, nachdem wir nämlich tatsächlich acht Heifers in Nuckolls Pasture gefunden hatten trieben wir sie durch einen engen Canyon, in dem uns umgestürzte Bäume nach den Köpfen und Beinen trachteten und mussten dann einen steilen Abhang hinauf, der auch noch durch dichten Baumbestand das reinste Labyrinth war. Hinzu kam, dass die Temperaturen minütlich sanken, wir begannen erbärmlich zu frieren und waren froh, als wir die Rinder endlich zurück in ihrer Weide hatten und im flotten Trab zurück zur Ranch und warmen Duschen reiten konnten.

Kristi fing mich panikerfüllt ab, als ich Foxi gerade absattelte: Barbara und Lorena hatten angerufen und kamen nicht vor elf Uhr zurück - wer sollte jetzt das Abendessen kochen? Ich wiegelte ab - Barbecue mit Steaks und als Beilage würde ich schon etwas finden, was in einer halben Stunde auf dem Tisch stand. Aber in der Lodge standen dann schon jede Menge Gäste in der Küche und bastelten herum - obwohl wirklich nett von allen gemeint war dies nicht unbedingt zu meiner Freude, denn Lebensmittelplanung wurde natürlich völlig mißachtet - keine Chance mehr für mich, Gemüse aufzubrauchen, solange es noch frisch war. Auch das Timing stimmte nicht mehr, also aßen wir Steaks mit kaltem Reis, die Backkartoffeln gab es als eine Art Nachtisch. Arme Julia - ihr erster Tag und dann gleich zwei ungewohnt mäßige Mahlzeiten, obwohl die Ranchküche im allgemeinen einfach super war.

 


Einkaufszentrum in Rapid City


Lasso üben auf dem Parkplatz
 
 
 


Luca und einer der Buttes


Landscape nördlich der Lake Ranch


Heike im "Office"



14.09.2001, A day off

Mein freier Tag, verbracht mit Einkäufen und Erledigungen in Sundance, Spearfish, Belle Fourche, Sturgis und Rapid City und reiseberichtmäßig absolut nicht erwähnenswert. *oooch* :-)

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E-mail: heike@waywest.de Last Update: 09/2001
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