Newsletter Juli 2004

Kaum zu glauben - schon wieder ein Monat um seit meinem letzten Mail - die Zeit verfliegt und ich merk's gar nicht.
Sogar Hochzeitstag hatten wir schon, am 19. Juli. Wir haben uns den Tag sogar mehr oder weniger frei genommen und haben Gäste nach Rapid City zum Flughafen gebracht. Und ein paar Ranch supplies gekauft. Nur zu Menards (riesiger Baumarkt) durfte Nick dann doch nicht mehr gehen, statt dessen haben wir Tourist gespielt und waren im "Cosmos", das ist eine schräge Hütte an einem schrägen Hang in der die Erdanziehungskraft nicht mehr funktioniert und alle ganz komisch in eine Richtung gelehnt stehen und Bälle nicht geradeaus fliegen können. Nick denkt dass die Erdkräfte an dieser Stelle verdreht sind. Ich glaube eher dass es daran liegt dass da jemand ein Haus schief gebaut hat ;-)
Abends noch Kino, Romanze mit einem sehr alten James Garner "The Notebook". Die Kassiererin hat es als "awesome" empfohlen, ich fand es nur "awesome" dass es gratis refills auf die Popcorn gab, der Film hatte wenig Story und viele Längen.

So, das war jetzt langweilig - so richtig normales Leben. Jetzt zum interessanten Teil - was auf der Ranch los ist! :)

Unsere Ranchzoo hat Nachwuchs bekommen: Mister N, Mister Bush und Mister Buddy, drei kleine Lämmer die wir ohne Mütter aufgefunden haben. Mister N ist das geborene Flaschenkind, er zieht seine Ration in einer Minute weg. Mister Bush und Mister Buddy tun sich da etwas schwerer und man muss ihnen ihren Anteil fast aufzwingen. Cowdog Smokey steht dabei meistens im Weg und leckt verschlabberte Milch von den Lämmern :)

Auch Norman hat einen neuen Kumpel, ein Kalb dass wir erst gestern gefunden haben und das noch ziemlich schwach auf den Beinen ist. Name und Bilder folgen ...

Und hier und da hat es sich auch schon herumgesprochen - Heike war wieder auf einer Pferdeauktion *auweia*. Aber nur weil Petra und Olli unbedingt eine sehen wollten, freiwillig wäre ich da niiiiiie hingefahren! ;-)
Für alle Fälle hatte ich trotzdem einen Trailer dabei. Ich dachte die Gäste findens cool, nicht dass ich plante ihn wirklich zu benutzen ... ;)

Ich war überrascht wie viele Pferde angeboten wurden. Was für ein Vergleich: bei den Auktionen auf denen wir Pal, Juno und Chester gekauft hatten reduzierte sich die Auswahl auf 10 bis 15 Reitpferde - diesmal waren es fast 100! So ganz ohne Nicks Beratung fühlte ich mich zwar nicht so wohl, aber ich ritt trotzdem ich weiss nicht wie viele Pferde Probe. Und war überrascht doch relativ viele Pferde guter Qualität zu finden. Und froh dass ich wirklich viele Pferde nach einem Ritt wieder ausstreichen konnte. Zu lahm, zu schnell, stoppt nicht, lahmt, ...
Eine bullige Painstute hatte es mir angetan. Wenn es nur keine Stute wäre, Stuten kaufen wir nicht. Und ein Braunschimmel der von dem gleichen Händler angeboten wurde von dem wir Shadow (ein Klassepferd!) und Spirt (ein Reinfall und inzwischen wieder verkauft) bekommen hatten. Er war auf jeden Fall immer ehrlich gewesen, darum gab ich einiges auf sein Wort. Ein weiterer Brauner schien interessant und einige Pferde die ich leider nicht Probereiten konnte und auf die ich darum auch nicht bot. Ich war ja so Stolz auf mich - dieser herrliche Paintwallach der für einen lächerlichen Preis durch den Ring ging und ich bot NICHT mit. Ha! Soll mir mal keiner sagen ich hätte keine Kontrolle über mich! ;-) Als der Braunschimmel hereinkam verlor ich meine Kontrolle. Ich feilschte mit dem Auktionator um die Höhe des Gebots (er: 1500, ich: 1450!) und landete doch bei 1650. Danach hätte ich aber wirklich aufgehört zu bieten. Da war er nun, der Braunschimmel. Ich nannte ihn "Sneaker" weil ich versuchen wollte ihn auf der Ranch einfach einzuschleichen (engl. "to sneak"). Die nächsten Pferde hatte ich schon in den Korrals gesehen und kein Interesse, ich verliess den Auktionsring und sah mir weitere Pferde an um rechtzeitig für die Stute wieder auf der Bank zu sitzen. Sie war so lächerlich billig, 1000 Dollar für eine Paintstute die zwar nicht registriert war aber Abstammungspapiere hatte, der Besitzer war nur nie dazu gekommen sie bei der APHA einzutragen.
Wenn einer von euch APHA-Member ist kann er mir vielleicht helfen: Quincy's Mutterseite (Quarterhorse) habe ich schon nachsehen können, aber die Vaterlinie fehlt mir. Papa ist "Scenic Bo Cyrus" Registr. Nr. 218665 bei der APHA.

Das mit dem "reinschleichen" auf der Ranch klappte nicht so ganz, aber zumindest wollte ich vermeiden dass gleich bemerkt wurde dass Quincy eine Stute *auweia* war, darum "Quincy" - das war nicht so offensichtlich. Erst versuchte ich zu behaupten dass Quincy gar nicht Quincy sondern Rena wäre (die eine sehr ähnliche Farbe und Zeichnung hat). Nick fiel fast darauf rein. "This is Rena????", aber so frech konnte ich dann doch nicht lügen. Statt dessen preiste ich Quincy dann in höchsten Tönen an: "ER hat super Gänge, ER ist unheimlich leicht zu händeln, ER ist wirklich super gebaut, ER wurde als Jährling an einen Cowboy verkauft der IHN ausgebildet und für alle anfallenden Rancharbeiten verwendet hat. ER kann Cattle arbeiten, ropen, ...". Nick nickte. "Are we in the mare business now?". Mir fiel die Klappe herunter. "How do YOU know?"
Das sei das erste wonach er geguckt hätte, meinte er. Hm. Damit hätte ich nicht gerechnet.

Beim ersten Ritt am nächsten Tag konnte sie sich gleich beweisen. Wir fanden einige Rinder in der falschen Weide und begannen sie zu jagen. Quincey bekam gleich ihren Spitznamen weg: Rennzicke. Wenn sie losraste legte sie die Ohren flach an und wedelte zickig mit dem Schweif. Aber trotz dieses typischen Stutengehabens ist sie klasse zu reiten.
Unheimlich wendig, trittsicher und cowy. Und auch wenn sie sich nicht lange bitten läßt um Tempo zu machen so ist sie trotzdem super einfach zu händeln, sie reagiert auf die leichtesten Zügelhilfen selbst aus ihrem rasenden Galopp heraus. Ein Pferd das so richtig Spaß macht und kein bisschen anstrengend zu reiten ist.

Auch Sneaker machte sich sehr gut beim ersten Ritt. Freundliches Pferd, schöne Gänge, weiches Maul. leider noch nicht so trittsicher, wahrscheinlich ist er unser zum Teil schwieriges Gelände nicht gewöhnt. Und etwas nervös von der Gruppe weg. Er neigt dazu mit dem Kopf zu schlagen wenn er nervös wird, allerdings hört er damit sofort auf wenn man vorsichtig mit den Zügeln umgeht und immer wieder nachgibt. Am Ende des Rittes bekam er dann auch die Chance Rinder zu arbeiten: wir stiessen auf einen langvermissten steer vom Nachbarn und versuchten ihn aus der Herde auszusortieren. Sneaker gab sein bestes über Stock und Stein. Wir rasten unter einem Baum durch, ich duckte mich und aufeinmal fühlte sich alles komisch an. Ich braucht ein paar Sprünge um zu bemerken dass Sneaker am buckeln war. Noch während ich durch die Luft flog dachte ich "Sch...!!!!! Das Pferd war so toll zum reiten und ich hatte mir solche Hoffnungen mit ihm gemacht und dann buckelt der Sausack mich runter - das bedeutet für ihn dass er zurück zur Auktion geht! :-(((("
Während ich Hut und Sonnenbrille aus dem Gras aufsammelte kam Matt mit Sneaker zurück. An Sneakers Flanke hing mein leichter Regenmantel fast bis zu seinen Hufen herunter. Das war es also, mein Regenmantel hatte sich hinterm Sattel gelöst und war im zwischen die Hinterbeine geflattert - kaum ein Pferd das in so einer Situation nicht das Buckeln anfängt. Sneaker war entschuldigt und darf bei uns bleiben :)

Soweit zu Pferden. Doc und Quick sind übrigens wieder gesund, beide hatte ich lahm geritten obwohl ich mir keiner Schuld bewusst war. Rocky hat noch eine Woche Urlaub, sein lahmen kam von überempfindlichen Hufen denen wir etwas Zeit zum Nachwachsen geben.

Dörte, unsere Köchin, wird von uns seit einer Woche sehr vermisst, wir hoffen schwer dass sie es am Montag schafft wieder zu kommen. Bis dahin hat Nicks Tochter Brandy den Kochlöffel in der Hand und überrascht mit manchmal leckeren, manchmal etwas merkwürdigen Kreationen aus der (amerikanischen?) Küche. Auch Nicks jüngere Tochter Nikki ist für eine Woche zu Besuch, und weil jeder einen Hund mitbringt laufen zur Zeit drei junge Berserker über die Ranch. Die Katzen machen sich rar, ich hoffe sie finden sich alle wieder ein wenn zumindest das Riesenbaby "Roa" (Deutscher Schäferhund) wieder weg ist. Wir haben uns übrigens immer noch nicht von den Kätzchen getrennt obwohl es jetzt langsam wirklich Zeit dazu wird.

Holla, ich muss raus und nach unseren Pferden sehen. Die haben sich heute Nacht selbstständig gemacht und sind über das Winterfutterlager für die Kühe hergefallen. Alle zwei Stunden mache ich einen Kolik-Check, aber soweit sieht es gut aus, ich glaube nicht dass es noch Komplikationen gibt.

Viele Grüsse aus Wyoming (like no place on earth)! :)

Heike

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E-mail: heike@waywest.de Last Update: 07/2004
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