Newsletter November 2004

Thanks Giving haben wir hinter uns - in den USA ein Tag der Völlerei der typischerweise mit einem ausgiebigen Mittagessen mit Pute, Süßkartoffeln und Kürbis Kuchen (besser als es sich anhört!) begonnen wird, der Nachmittag wird damit verbracht immer mal wieder an der Pute zu picken (die hier im Durchschnitt 10 Kilo wiegt) und Abends werden die Reste gegessen. Natürlich sind Nick und ich viel zu beschäftigt um einen ganzen Tag mit Essen zu verbringen, darum hat es die Pute bei uns erst abends gegeben. ;-)

Auch ohne Gäste fliegen die Tage hier nur so vorbei. Wir hatten einige Wochen herrliches Wetter das ich dazu genutzt habe unseren Neuen "Skip" einige Male auszuprobieren. Ich schreibe, also lebe ich - bis jetzt habe ich noch nicht herausbekommen was seine sieben Vorbesitzer zum Verkauf animiert hat. 
 
Unser Nesthäkchen Lago sollte eigentlich inzwischen schon so weit sein dass ich drauf gesessen hätte, aber irgendwie kommt immer was dazwischen. Er läßt sich problemlos satteln, hasst die Trense - nicht das Gebiß aber jede Berührung seiner Ohren weswegen ich den Stirnriemen entfernt habe und ihm die Trense wie ein Halfter umschnalle. Er kennt alle Zügelhilfen, weiss dass "Whoa" Stop bedeutet und lernt eigentlich sehr gut. Nur Vertrauen fehlt ihm. Jedesmal wenn ich komme benimmt er sich als ob ich eine Peitsche in der Hand hätte, sehr merkwürdig und wahrscheinlich darauf zurück zu führen dass er ein traumatisches Erlebnis hatte als er vor anderthalb Jahren verladen wurde um zu uns zu kommen. Und dieses Jahr hatte unsere Ranchand Matt die Bodenarbeit total mit ihm übertrieben - wenn Lago schon Angst vor mir hat, ein Mann braucht sich ihm gar nicht erst zu nähern! 

Weitere erwähnenswerte Pferde (ich will hier ja nicht seitenweise von Rena schwärmen ;-)) ) sind sicherlich unsere beiden Invaliden Red und Patch. Patchs Wunden verheilen eigentlich recht gut, allerdings ist sein Hinterbein immer noch stark geschwollen weswegen wir ihn auch weiterhin im Korral halten. Red hatte ein bisschen Pech. Die Wunden heilten gut, und trotzdem fing er eines Tages an sehr stark auf seinem Hinterbein zu lahmen. Zum Glück hatte es dann aber nichts mit seinen Stacheldrahtwunden zu tun sondern er hatte ein Hufgeschwür. Und weil wir deswegen dann eh schon in der Tierklinik waren haben wir ihm auch gleich die Zähne raspeln lassen. :-) 
Die Tierärztin mokierte sich über Reds relativ lange Hufe (nach dem Unfall wollte ich erst mal nix an seinen Hufen machen), also packte ich mir am nächsten Tag die Hufzange und trimmte seine Hufe. Das mache ich mit über zwanzig Pferden je drei bis vier mal im Jahr. Macht summa sumarum mindestens 300 Hufe im Jahr. Die sehen vielleicht nicht so toll aus wie bei einem Schmied (oder bei Magic, ein Gast aus Österreich der dieses Jahr tolle Hufmaniküren gemacht hatte), aber war doch immer eine Verbesserung. Armer Red - ausgerechnet bei ihm verschnitt ich mich und Blut floß :(( - jetzt hat er zwei Hufe eingepackt und ich bade sie jeden Tag in Desinfektionsmittel. 

Wenn ich nicht gerade mit unseren Pferden spiele hänge ich im Büro fest - jede Menge Buchhaltung ist nachzuholen. Wir haben auch schon viele Anfragen für New Haven - der niedrige Dollar macht wohl ungeduldig. Wir sind schon zu 25% ausgebucht, wenn alle buchen die ernsthaft angefragt haben dann sind wir sogar 40% ausgebucht. 
 
Und natürlich haben wir die New Haven Ranch winterfest gemacht, unter anderem den New Haven General Store (*flüster* der leider immer noch steht). Den haben wir mit Planen eingepackt damit der Schnee ihn nicht wegschmilzt und er sieht jetzt aus wie der Reichstag in Berlin nachdem Christo damit fertig war :-)

Zur Zeit ist Jagdsaison und ab und zu ziehe ich eine neon-rote Weste an und reite durch die Hügel hinter der Ranch um Wilderer aufzuscheuchen. Man trifft alle Nase lang auf welche die behaupten sich auf Staatsland zu befinden (das wir tatsächlich hier und da leasen), aber Staatsland ist nicht extra eingezäunt, darum verirren sich die Jäger immer wieder auf Privatland. Mehr oder weniger wissentlich - jedem ist klar dass man nicht in den Grenzen bleiben kann wenn die Grenzen nicht deutlich markiert sind. Wie auch immer - ein Jäger auf Staatsland ist ein Wilderer auf Privatland, und wir kennen da keine Gnade und akzeptieren keine Ausrede. We just shot them. Nein, das nicht, aber wir rufen grundsätzlich einen Jagdaufseher (eine Art Sheriff für die Jagd) und der verpasst jedem Wilderer ein Knöllchen von 200 Dollar. Then we shot them. Nein, leider immer noch nicht, und die meisten Wilderer machen einfach da weiter wo sie aufgehört haben. Diese Dreistigkeit ist der Grund warum wir keine Gnade haben und jeden anzeigen der nur seinen dicken Zeh unerlaubt auf Privatland setzt. 8-)

Noch haben wir nicht angefangen unsere Rinder und Schafe zu füttern, sondern wir treiben die Herden immer noch von Weide zu Weide. Wir haben zehn alte Bullen verkauft (das ist ein klasse Erlebnis mit fünf Bullen in einem Hänger die andauernd kämpfen und einem dass Gefühl geben dass der Hänger gleich mitsamt dem Pickup umkippt ...), einige Kühe zur Auktion gebracht, eine kranke Kuh mit Hilfe von Nicks Pferd Doc auf einer Weide in den Trailer gezogen (danach sah die Kuh kranker aus als vorher ...), Heuballen als Winterfutter für Hirsche ausgebracht etc. - halt das übliche ;-)

Nick hat am 2. Dezember eine Operation an der Schulter (die ist verschliessen und muss repariert werden), danach wird ihm der Arm an die Brust gefesselt und er darf die Schulter für Monate nicht belasten. Mal schaun wie er sich macht wenn er wochenlang im Haus eingesperrt ist *auweia*.

So - das ist so alles was mir auf Anhieb einfällt was hier los ist. Seit eingen Tagen wird es kalt (heute morgen -10 Grad) und Schnee kündigt sich hier und da an, aber noch scheint die Sonne und ich werde gleich nach New Haven fahren um mir Lago, Skip und Rena vielleicht ein letztes Mal vor dem eisigen Winter vorzunehmen.

Da fällt mir doch noch was ein - mein CD-Brenner ist in den letzten Tagen heiss gelaufen und ich habe jede Menge CDs mit Bildern gebrannt - little christmas gift from Wyoming :-) - da freue ich mich ja auch auf all die CDs die mir versprochen worden sind ... *winkmitdemzaunpfahl* ;-))

Viele Grüsse aus                    Wyoming (like no place on earth)! :)

Heike
 

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E-mail: heike@waywest.de Last Update: 11/2004
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