Newsletter Februar 2005

Immer noch Winter in Wyoming. Das Wetter spielt wirklich verrückt. Zwei Tage Schneefall und eisig kalt, dann 5 Tage strahlender Sonnenschein und bis zu 15 Grad. Wieder zwei Tage Schnee. Fünf Tage warm. Schnee. ... – Man wird dem Wetter so auf jeden Fall nicht überdrüssig und ich bekomme unheimlich viele Ritte geboten bei denen ich die ersten Spuren im Schnee machen kann! :-) Herrlich!

Viel zu tun gibt es im Februar nicht, ich verbringe viel Zeit am Computer und geniesse wie die Sonnestrahlen  auf dem unberührten Schnee glitzern.

Um mich herum werden alle krank, wo man hinhört und sieht röchelt und hustet es. Auch Nicks Mutter JoAnn liegt schon seit Tagen darnieder und ich frage mich wann es mich endlich erwischt. Toitoitoi.

Letzten Mittowch hatte mein Hausfrauenclub sein Meeting, und weil ich an der Reihe war die ca. 14 Frauen zu beköstigen bereitete ich ein italienisches Vorspeisenbuffet vor. Man sollte kaum glauben wie schwierig es hier ist Grundnahrungsmittel wie Mascorpone, Mozzarella oder Parmaschinken zu finden. Nach stundenlangen Shopping hatte ich dann ein bisschen was zusammen. Und das Tiramisu war auch mit amerikanischem Kaffee statt Espresso, Mandelextrakt statt Amaretto und Vanilleplätzchen statt Löffelbiscuit sehr gut ;-)
Alles in allem waren es aber Perlen vor die Säue geworfen (nicht persönlich gemeint, die Damen im Club sind sehr nett), aber wenn mir dann schon einer sagt „der Speck schmeckt sehr interessant“ und füttert das zweijährige Töchterchen mit einem Stück Parmaschinken, 100g acht Dollar, *uhhhh* ;-) 

Der Höhepunkt des Monats war ... wie sollte es auch anders sein ... Pferdeauktion in St.Onge. 
Da Nick am gleichen Tag in Nebraska auf einer Bullenauktion *gähn* sein musste habe ich versucht mir von der Lake Ranch beratende Verstärkung zu holen, was hoffentlich kein Fehler war ;-)

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ab hier alles überlesen wer sich die Pferdeauktion sparen möchte ;-) 
runterblättern .... und blättern ... und blättern, dann folgt noch eine kurze Verabschiedung. Ja mei, gibt im Winter halt nicht viel von Kühen, Wildtieren und Abenteuern zu berichten ;-)
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Für eine Februarauktion waren überraschend viele Reitpferde da, ca. 45 sogenannte „ride ins“ (als Reitpferde angebotene Tiere). Da meine Lake-Ranch-Verstärkung erst nachkommen wollte wanderte ich alleine in den Korrals herum und machte mir Notizen zu jedem Pferd. Ein sehr hübscher „Dun“ (In Deutschland würde man ihn „Buckskin“ nennen) fiel mir zwar auf, war aber laut einem kleinen Stück Papier, das an den Korral geklemmt war, erst 2 Jahre alt. Dafür sah er aber sehr ausgewachsen aus!

Einige wirklich hübsche Schimmel, Paints und weitere Buckskins, die aber entweder zu jung waren, schlechte Zähne hatten oder sehr scheu waren. Obwohl wir im letzten Jahr mit Juno, der ja auch extrem scheu war, sehr viel Glück gehabt hatten, wollte ich das Risiko nicht nochmal eingehen. Leider waren bei nur sehr wenigen Pferden die Verkäufer in der Nähe die ich hätte befragen können. So beschränkte ich mich nur darauf Hufe zu heben und Zähne anzugucken – was aber auch schon einen Menge Pferde durchfallen liess.

Ich kam wieder an dem zweijährigem Dun vorbei wo jetzt auch der Besitzer daneben stand. Ich sprach ihn an dass sein Pferd ja wohl wirklich groß für einen Zweijährigen wäre. Oh – das sei ein Schreibfehler, der Wallach wäre nicht zwei sondern zwölf Jahre alt. Ja wenn das so ist ... Ich ritt das ziemlich große Pferd den Gang rauf und runter – sehr einfach zu händeln, schöne Gänge, guter Kopf. Und angeblich ein erfahrenes Ranchpferd – leider würde der mit den Eigenschaften und der Farbe weit über mein Preislimit gehen. Ich bedankte mich bei dem Verkäfuer für den Proberitt „I hate to tell you that but you got a really nice horse there“ und sah mich weiter nach Pferden um die wir uns auch leisten können.
Inzwischen tauchten hier und da die Verkäufer auf und ich stellte mich hinter ein Grüppchen wo potentielle Bieter einen Verkäufer ausfragten. Ich hatte gelindes Interesse an einem 10jährigen Fuchs. Das Pferd war am Boden sehr gut zu händeln gewesen, hatte allerdings den längsten Kopf den ich je an einem Pferd gesehen habe. Pott häßlich. Ich ritt auch dieses Pferd den Gang rauf und runter. Wie der Dun sehr gut zu händeln und willig, aber vielleicht nicht ganz so gut. Aber ein Pferd mit so einem häßlichen Kopf würde vielleicht eher in unsere Preisklasse fallen. 
Einen sehr hübschen Fuchs strich von der Liste – er lahmte als die Tochter der Besitzerin das Pferd ritt. Ich fragte die Verkäuferin ob sie das Pferd „sound“ garantieren würde (nicht lahm) und sie druckste herum dass es ein super Kinderreitpferd wäre, aber nach einigen Stunden Arbeit würde er anfangen zu lahmen. Nach einigen Stunden. Da fragte ich mich wie lange die Tochter denn nun schon den Gang rauf und runter ritt? (2 Minuten lang, um das zu beantworten *g*).

Der Verkauf begann und ich wollte den häßlichen Fuchs nicht verpassen, darum verzichtete ich darauf auf die Besitzer von zwei weiteren interessanten Pferden zu warten und ging zur Auktion. 

Häßlich-Fuchs kam als sechstes Pferd in den Ring. Wie immer fing der Auktionator mit dem Gebot „2000“ an, ging runter auf „1000“, dann runter auf „700“ bis die Bieter endlich mitmachten. Ich stieg bei 1100 ein und hielt mich wacker bis 1500, dann gab ich auf. Nettes Pferd, aber nicht sooo nett. Ich war aber dann doch überrascht als der Fuchs den Ring für 2050 verliess! Na, bei den Preisen „ade, Traum vom Dun-horse“ ... aber das hatte ich ja eh schon geahnt. Inzwischen trudelte meine Beratung in Form von Ferdinando ein. Da mich die nächsten Pferde nicht interessierten zerrte ich Ferdi zu den Korrals um ihm meinen Dun zu zeigen. Er war nicht ganz so begeistert wie ich, aber er hatte ihn ja auch nicht geritten, also gingen wir zurück zur Auktion. Ein Fuchs, dessen Besitzer ich nicht gefunden hatte, ging durch den Ring. Wie immer vom Auktionator angeboten: super Pferd etc. 
Ferdi fand den Fuchs auch klasse, aber ich wies ihn stolz darauf hin dass ich nie Pferde kaufen würde die ich nicht wenigstens geritten hätte. Der Wallach wurde nicht verkauft weil der Besitzer mindestens 1500 haben wollte, das Maximalgebot aber nur bei 1350 lag.
Lange hielt meine Beratung es nicht aus und er machte sich weiter auf den Weg nach Rapid City – besser für ihn, von der letzten Pferdeauktion die er besucht hatte hatte er 12 Pferde mitgebracht ;-)

Darwin, der Pferdehändler von dem ich in den letzten zwei Jahren drei Pferde ersteigert hatte (von denen leider nur Shadow bei uns geblieben ist) sprach mich an. Er kennt meine Ansprüche und meinte er hätte eine wunderhübsche Buckskin-Paint-Stute für mich. Ich solle mal nach Piedmont (Rapid City) kommen und sie mir ansehen. Mein Interesse war eher mäßig. Stute und nur vier Jahre alt. Aber vielleicht trotzdem mal ganz interessant die Stallungen eines Pferdehändlers zu besichtigen, also sagte ich zu dass ich ihn in den nächsten Tagen anrufen würde.

Ich wartete auf meinen Dun und wollte dann in den Korrals nach dem Besitzer von dem nicht verkauften Fuchs suchen. Dun kam. Wie immer – die Preise gingen von 2000 runter auf 1000 runter auf 700 und dann wieder hoch. Ich stieg wieder bei 1100 ein. Jemand 1150. Ich 1200. Ich war bereit bis 2000 zu bieten. Jemand 1250. Ich 1300. Jemand 1350. Ich 1400. Das war’s. Keiner mehr. Macht einen dann doch skeptisch was man da gekauft hat, also bin ich schnell zum Ausgang gerannt um den Verkäufer um eine ehrliche Auskunft zu bitten – jetzt war es ja zu spät für mich auszusteigen. Die (hoffentlich) ehrliche Auskunft war: „Ich bin absolut pleite – sonst hätte ich das Pferd nie zu dem Preis verkauft!“
Auf dem Bild ist er übrigens kaum wieder zu erkennen weil er sich im Schlamm gewälzt hatte. Ich hatte ihn deswegen auch fast nicht mehr in den Korrals gefunden als ich ihn abholte sondern bin sogar erstmal an ihm vorbeigelaufen.
Weil der hübsche Wallach keine Papiere hatte nannte ich ihn „Done it“ – in Anlehnung an seine Farbe kann man sich das vielleicht merken ;-)
Kleine Insider-Anmerkung: Hey, Dörte, dachtest Du wirklich „Done it!“ war nur ein Ausdruck meiner Begeisterung und kein drittes Pferd? ;-))

Zurück im Korral fand ich tatsächlich den Verkäufer von dem unverkauften Fuchs, den ich dann auch den Gang hoch und runter ritt. Fragt mich nicht warum ich „Poco“ dann auch noch genommen habe, ich war im Kaufrausch. Ausserdem gab’s das Halfter umsonst dazu *bg*. Wir werden sehen.

Als ich „Done it“ aus den Korrals abholte um ihn zu meinem Trailer zu bringen sprach mich ein Mann an: „Ich habe das perfekte Pferd für Dich“. Ich nickte gelangweilt. Normalerweise werden mir so die halbtoten trail-ride Pferde angeboten, die für unsere Rancharbeiten absolut ungeeignet sind. Ich erklärte ihm dass ich ein Ranchpferd bräuchte das auch alleine arbeiten kann und trotzdem sicher ist. Jaja, genau das wäre sein Palomino. Er wolle 1300 für ihn aber auf der Auktion hätte keiner genug geboten. Komisch, ich hatte auf der Autkion gar keinen Palomino gesehen, er musste erst angekommen sein nachdem ich meine Käufe abgeschlossen hatte.  Durchaus möglich. Ich sagte ihm er könne mir das Pferd ja gerne mal zeigen und führte „Done it“ zum Trailer. 
Kurz darauf kam der Mann auf einem sehr kräftig gebauten Wallach mit undefinierbarer Farbe angeritten. Ohne Sattel. Das Pferd hätte Servolenkung, super sicher, Kinderreitpferd, kann aber auch ropen, wäre Poco Bueno gezogen (der Klotz?), hat alle Impfungen, 13 oder 14 Jahre alt, er hätte ihn seit 7 Jahren, bla bla bla. Ich liess mir aufs Pferd helfen und ritt ihn ein bisschen auf dem Parkplatz herum. Hm. Das Pferd HATTE Servolenkung, ging überall hin, nicht nervös, nette Gänge, aber etwas fühlig auf dem Kiesboden. Ansonsten ein zweiter Grover (das ist unser für jeden klasse zu reitendes Pferd). Ich fragte den Verkäufer ob er mir garantieren würde dass das Pferd nicht lahm wäre. Ja, er garantierte alles und wenn ich Probleme hätte würde er ihn zurück nehmen. Das hörte sich gar nicht so schlecht an. Ich sagte zu. Er wollte die Auktionsveranstalter nicht betrügen und darum den Verkauf durch deren Büro gehen lassen, was mir egal war da ich die Gebühren eh nicht zahlen musste. Wir könnten das Pferd „Sonny“ aber trotzdem gleich am Trailer lassen, meinte er. Dann änderte er seine Meinung und sagte dass es ja doch viel unkomplizierter wäre wenn wir den Kauf einfach so abwickeln würden. Da es mir ja, wie gesagt, egal war, bezahlte ich ihn direkt, verlangte aber seinen Namen und seine Telefonnummer, die er mir bereitwillig gab. Wenn das alles koscher war habe ich, glaube ich, jetzt ein Klassepferd in den Korrals stehen. Aber irgendwie, im nachhinein ... ich glaube ich muss diese Nummer mal anrufen um sicher zu gehen dass mich da nicht einer komplett über den Tisch gezogen hat ... 
Also auch mit Sonny werden wir noch sehen müssen ... zumindest die Telefonnummer ist korrekt, habe ich gerade ausprobiert und einen Anrufbeantworter dran gehabt mit dem gleichen Namen den er mir gegeben hat. Wenn der Name/Telefonnummer zu dem gleichen Typen gehören der mir Sonny verkauft hat ... ach ja, Vertrauen ist etwas schönes ;-))

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hier weiterlesen wer sich die Pferdeauktion gespart hat ;-) 
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So – das war wieder lang (und langweilig für die nicht ganz so krassen Pferdefans – sorry!). In New Haven haben die Pferde ihre Winterweiden verlassen und sich um die Korrals versammelt um der Longhornkuh und dem Buffalo das Heu zu stehlen. Das ist mal wieder Pech für de Pferde weil ich mir ein paar von ihnen zum Entwurmen schnappen werde bevor ich sie vom Heuballen aussperre ;-)

Viele Grüsse aus
       Wyoming (like no place on earth)! 

Heike
 

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E-mail: heike@waywest.de Last Update: 02/2005
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