10.02.2000,
Las Vegas, Nevada
Nach zwölf
Stunden Schlaf sollte man ja meinen, dass ich ausgeschlafen sei, aber ich
wollte kein Risiko eingehen, darum gab's zum Frühstück Kaffee,
zwei Aspirins, zwei Vitamin-C-Tabletten und eine Koffein-Tablette - Prost!
Es schien zu helfen. Zwanzig
Meilen vor Las Vegas war ich bereit für einen Donut - nach drei Tagen
Äpfeln und Möhren eine echte Abwechslung, und in Las Vegas konnte
ich meinem Magen sogar einen Jumbo Jack zumuten - Ha! in Nevada gab es
zwar nur sehr wenig Circle K's, aber dafür "Jack in the Box".
Der erste Blick
auf Vegas war schrecklich. Man fuhr von Bullhead City aus lange durch Wüste,
vor Vegas über einen kleinen Pass - und dann erstreckte sich die Stadt
im Tal - furchtbar! Häuser, Verkehr, keine Natur - ich war kurz davor,
umzudrehen. Aber wenn man den Las Vegas Boulevard endlich gefunden hat
(eigentlich immer nur in Richtung der Hochhäuser), dann ist es faszinierend.
Die Kasinos locken durch beeindruckende Fassaden - es ist Kitsch hoch zehn
- typischer kann Amerika wohl nicht sein. |
Ich checkte
in einem Motel direkt gegenüber des Luxor ein. Zugegebenermaßen
sah es nicht sehr vertrauenserweckend aus, darum fragte ich diesmal, ob
ich mir das Zimmer vorher ansehen könnte. Alt, aber ordentlich und
sauber. Mir war vor allem wichtig, den Truck direkt vor der Tür zu
haben, ich hatte keine Lust, mein Gepäck durch die Gegend zu schleppen,
die besseren Hotels hatten keine Parkplätze vor den Zimmern. Für
den Abend hatte ich extra ordentliche Jeans und ein Jacket dabei, am Nachmittag
wollte ich nur ein bisschen den Boulevard hinunterwandern, um Fotos zu
machen, ich zog also erst mal mit dreckiger Jeans und Schlabberhemd los.
Vor dem Luxor folgte ich
einer Schar shortsbekleideter Touristen - und landete im Casino. Nicht
gerade in Abendgarderobe, aber es war Nachmittag und ich unterschied mich
kaum von den anderen Besuchern.
Hunderte von einarmigen
Banditen in jeder erdenklichen Form und Farbe. Einige Roulette-, Black-Jack-,
Crasp- und ich-weiß-nicht-was-Tische. Buntes Lichtergeflimmer, Lärm,
Geldgeklimper. Die meisten Touris waren Japaner - und die meisten Dealer
(die Angestellten an den Spieltischen) auch. |
Nachdem
ich mich eine halbe Stunde lang umgesehen hatte, konnte ich nicht widerstehen,
vier Quarter an einen dieser Banditen zu opfern - da musste doch was dran
sein, wenn völlig normal aussehende Leute mit starrem Blick stundenlang
davor saßen?
Der Dollar war weg.
Ich versuchte es dann noch
einmal an einem älterem Gerät, wo man noch den Hebel herunterziehen
konnte, anstatt nur einen Knopf zu drücken.
Der Dollar war wieder da.
Das tolle Feeling hatte
ich aber immer noch nicht entdeckt, also gab ich auf. Mit Black Jack hätte
ich es gerne mal versucht, aber der Mindesteinsatz war fünf Dollar.
Für ein Spiel, zwanzig Sekunden. Nein. Ich verdiene mein Geld, ich
spiele nicht damit. |

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Vom Luxor
aus wanderte ich zum Excalibur und wurde dann mehr oder weniger automatisch
von Casino zu Casino geschleust. Ich besuchte das New York, New York und
landete schließlich im MGM, das am meisten Entertainment bot mit
vielen Shops, ein paar Löwen und Live-Musik von Elvis und Himmels-Kumples
(sie nannten es "The night of the living deaths" - Jimmy Hendricks, Fats
Domino und Rod Stewart traten ebenfalls auf). |

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Inzwischen war es Abend
- und ich immer noch in dreckiger Jeans. Aber eigentlich - wenn ich mich
so umsah - je gammeliger die Kleidung, desto größer die Chips,
mit denen die Spieler um sich warfen. Also war ich in guter Gesellschaft.
Als ich das MGM verließ,
sah ich einen wirklich beeindruckenden Blitz am Himmel zwischen dem Excalibur
und dem New York, New York. "Whow! Das ist ne Lightshow in Vegas! Wie machen
die das denn?" dachte ich, griff nach meinem Fotoapparat - und wurde naß.
Es fing an zu regnen - kleines Gewitter in der Wüste. Ein nicht gerade
alltägliches Ereignis hier, und nur von kurzer Dauer. Aber gutes Timing
- ich hatte wirklich ziemlich blöd geguckt - gekonnter Blitz ... :-) |
Vegas-Fazit:
Obwohl ich kein Städtefan bin und mit ziemlich skeptischem Vorgefühl
in der Stadt gelandet bin, eigentlich nur nach dem Motto: "Ich will wenigstens
sagen können - 'ich bin in Vegas gewesen' (so wie in Kalifornien und
in Mexiko ...)" - die Stadt ist sehenswert. Es lohnt sich, diese unglaublich
pompösen Casinos einmal gesehen zu haben, und wenn man weder spielt
noch überteuerte Souveniers kauft, dann ist es sogar ein recht günstiger
Besuch; die meisten Hotels werden nämlich von den Casinos gesponsert,
weswegen sogar Übernachtungen in guten Hotels für unter hundert
Mark zu haben sind. |
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