
Zwischendurch
machte ich Päuschen bei Circle K; in Tempe, einem Stadtteil von Phoenix
(und eigentlich nicht Phoenix, sondern halt "Tempe"), fand ich einen kleinen
Park mit einem winzigen See (oder großen Teich), Palmen, Weiden und
zwei großen Grillhütten. Dort setzte ich mich für eine
halbe Stunde in den Schatten; nachdem es gestern nur angenehm warm gewesen
war herrschten heute wieder Temperaturen um 35 Grad.
Bis drei Uhr wühlte
ich mich durch hunderte von verstaubten Reifen, bis ich mich auf der Washington
Street Ecke 52te wiederfand. Dort sah ich bei "meiner" Werkstatt Leute
herumlaufen und nutzte die Gelegenheit, Sergio mal wieder einen Besuch
abzustatten. Die Maschine lief zwar hervorragend, aber der Keilriemen quitschte
ohrenbetäubend, wenn der Motor noch kalt war.
Vor der Werkstatt stand
Sergios Bus, den er in ein riesiges Wohnmobil umbauen wollte, und die Sekretärin
turnte auf dessen Dach herum, während Sergio Fotos von ihr machte.
Ich fragte, ob sie überhaupt
offiziell auf hätten, als ich auf den Hof fuhr; selbst in Amerika
machen manche Läden am Wochenende zu, und es war Samstag Nachmittag.
Ja - nein - eigentlich nicht, aber ...
Ich
stieg also aus und erklärte mein Problem, woraufhin sich so ziemlich
alle Angestellten um meinen Pick up herum versammelten (bis auf Brenda,
sie stand ja auf dem Dach des Busses). Sie hatten wohl eigentlich alle
frei und waren nur hier, um eigene Basteleien zu erledigen. Da war ich
eine willkommene Abwechslung.
Es wurde auf spanisch (waren
alles Mexikaner) diskutiert, wo das Quitschen her kommen könnte, die
Keilriemen (der Pick up hatte vier davon) waren alle gut gespannt und schienen
noch in Ordnung zu sein. Leider konnte ich den Lärm auch nicht demonstrieren,
es passierte ja nur, wenn der Motor kalt war. Sie sprühten schließlich
irgendein Zeug drauf, dass die Riemen geschmeidiger machen sollte.
Ich schaute mir dann Sergios
Bus mal genauer an - whow, die Kiste war 26 Jahre alt und so schrottig,
dass ich mich wunderte, dass das Teil überhaupt noch lief. Er sah
kaum besser aus als die alten Busse, die auf der Williams Family Ranch
standen, meinte ich zu Sergio. Ich solle sie alle kaufen! forderte er mich
auf. Man könnte ein gutes Geschäft daraus machen, sie zu restaurieren
und dann wiede zu verkaufen. Einkauf 2500 Dollar, Verkauf siebzigtausend
Dollar. Tja - wenn es da nur nicht dieses eine kleine Problem gäbe:
wie sollte man die Busse von der Ranch herunterbekommen? Die Straße
war in den Jahren, seit die Busse hereingebracht wurden, erheblich schlechter
geworden.
Mir fiel eine Internetseite
mit Bildern ein, die ich mal für meinen Bruder von all den alten Fahrezeugen
auf der Ranch gemacht hatte. Im Büro hatten sie AOL, dort suchte ich
nach der Seite. Peinlich, sie war auf meiner eigenen Homepage, aber da
sie nicht verlinkt war, musste ich die genaue Adresse wissen, und die hatte
ich leider vergessen. Schließlich fand ich sie in einem alten Mail
und zeigte Sergio die Fotos von den Bussen. Einige sahen tatsächlich
sogar besser aus sein alter Bus.
Wir verquatschten uns bis
zum Abend und beschlossen, irgendwo essen zu gehen. Keilriemenquitschend
fuhr ich meinen Pick up vom Hof und parkte draussen, damit Sergio die Alarmanlage
von der Werkstatt anstellen konnte, dann fuhren wir irgendwo in die Innenstadt
zu "Chillys", eine Art Steakhouse-Kette, in der es typisches South-Western-Essen
gab. Das war ein Gemisch aus deftiger Ranchkost und mexikanisch, es gab
also zum Beispiel Steaks mit Tacos und Guacomole (Avocadocreme). Am besten
fand ich die Vorspeise. Ist nicht einfach zu erklären ... eine sehr
große (riesige!) Gemüsezwiebel wird von oben so aufgeschnitten,
dass sie in ganz viele kleine Stücke auseinanderblättert, aber
unten noch zusammenhält. Die wird dann in einen Backteig getunkt und
frittiert. Köstlich! Wird zusammen mit einer Soße serviert,
in die man die Stücke tunken kann, aber ich fands schon ohne Soße
unheimlich lecker.
Ich glaube, ich hatte noch
nie so einen schlechten Service in einem amerikanischen Restaurant wie
in diesem Laden. Ich wurde aufdringlich dazu aufgefordert, meine Bestellung
aufzugeben, das Essen stand schon auf dem Tisch, aber es gab kein Besteck
(und das passierte zweimal), die Getränke wurden nicht prompt gebracht
und zu guter Letzt wurde ich noch fast weggefegt, als der Kellner den Boden
kehrte. In Deutschland alles Sachen, die halt passieren, in Amerika ist
so ein Service unverzeihlich.
Nichts desto trotz ein interessanter
Abend, mit Sergio ließ es sich gut unterhalten, es waren halt ganz
andere Themen als mit der "Landbevölkerung", die ich sonst nur kennenlernte
(mal abgesehen von dem Zuhältertreff in Phoenix, aber das war wiederum
ein ganz anderes Niveau *g*).
Gegen elf brachte er mich
zurück zur Werkstatt, wo mein Pick up stand. Den würde ich noch
mal dort hin bringen müssen, um die Keilriemen wechseln zu lassen.
Das Besprühen mit dem Weiß-nicht-was-Mittel hatte ja offensichtlich
nicht geholfen. Aber das würde warten müssen, für Montag
stand ja erst mal mein Besuch in Wickenburg auf dem Plan. |