29.06.2000,
Lake Ranch - Kuh-Potpourri
Am Donnerstagmorgen
wachte ich vom Brüllen der Rinder auf. Ein Blick aus dem Fenster zeigte,
dass die Viecher garantiert nicht auf der Weide waren, auf die sie gehörten
- offensichtlich hatten sie sich das Überspringen von Cattle Guards
regelrecht zum Freizeitvergnügen auserkoren.
Eigentlich hatte ich vor
gehabt, mit meinem Pickup spazieren zu fahren, aber dies sah nach Arbeit
aus, weswegen ich mit Luca und fünf Gästen aufbrach, um die Rinder
zu sortieren.
Roberto und Barbara bleiben
alleine zurück, sie wollten Hausputz machen, sagten sie - was bei
uns unkontrollierbare Heiterkeitsausbrüche hervorrief ... |
Bei
großen Herden kann man die Trennung folgendermaßen durchführen:
sie werden von einem Teil der Cowboys langsam in eine bestimmte Richtung
getrieben, sind also zusammen und in Bewegung.
Ein anderes Team von Cowboys
achtet darauf, ob auszusortierenden Tiere an den Rand der Herde kommen
- diese trennen sie dann einzeln ab und jagen sie von der Herde fort in
die möglichst entgegengesetzte Richtung, wo sie sich zu einer eigenen
zweiten Herde sammeln, da Rinder nicht gerne allein sind. In unserem speziellen
Fall war das ein recht schwieriges Unterfangen, da wir versuchten, die
Kühe mit ihren Kälbern von den Ochsen (Steers) zu trennen. Wenn
aber eine Mutter in dem Trubel nicht neben ihrem Kälbchen lief und
wir sie alleine abtrennten, kam sie natürlich immer wieder auf der
Suche nach ihrem Nachwuchs zurück.
Ich hielt
mich als Fotoreporter bei der eigentlichen Arbeit zurück und hieb
nur dazwischen, wenn mir so ein abzutrennendes Tier geradewegs vor die
Füße lief. Über Franco konnte ich beömmeln. Er hatte
zumindest verstanden, dass Männlein und Weiblein getrennt werden mussten.
Nur - die Bullen blieben natürlich bei den Weiblein, nur die Steers
mussten auf eine andere Weide. Ich hatte es gerade geschafft, einen Bullen
aus der Herde heraus zu trennen und zu den Kühen und Kälbern
zurück zu treiben, als Franco von hinten kam und den Bullen wieder
zu uns zurück brachte ...

Ein Teilzeit-Cowboy,
fünf grüne Touris und eine Fotografin mischten 4 Stunden lang
400 Rinder durch und gaben dann auf - das Vorhaben, die Viecher in Männlein,
Weiblein und Kälblein zu trennen und auf die richtigen Pastures zu
verteilen schien aussichtslos zu sein.
Ausgelaugt kamen wir mittags
zurück zur Ranch, wo Roberto und Barbara uns mit einem italo-amerikanischen
Lunch erwarteten: Spaghetti und Dicke Bohnen. |
Nachmittags
fing es an zu regnen, als der Himmel aufklarte kam außer der Sonne
ein Invasion über die Ranch: die Rinder hatten alle Cattle Guards
bis zur Ranch übersprungen und wieselten jetzt zwischen den Ranchgebäuden
herum.
Luca und seinen
Mannen zogen nun aus, um die Rinder in den Korral zu treiben und die Tiere
sozusagen per Hand zu sortieren. Durch den nachmittäglichen Regen
waren die Korrals total vermatscht, und unsere Hilfscowboys schlitterten
durch den mit Kuhmist durchsetzten Schlamm, um die Tiere aufzuteilen.

Roberto und
ich hatten uns erfolgreich drücken können - Dinner musste schließlich
vorbereitet werden. Nach einer heftigen Diskussion mit Roberto über
die italienische Unsitte, zwei mal am Tag Nudeln zu servieren, entschieden
wir uns für gegrillte Hamburger und Bratkartoffeln, die ich im Gefrierschrank
gefunden hatte.
Es war Schade um den Hausputz,
den Barbara und Roberto vormittags gemacht hatten, als die Cowboys, nachdem
sie die beiden Herden auf deren jeweilige Pastures gebracht hatten,
dreckschleudernd in die Lodge kamen ... |
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