Die Schweizer
reisten morgens sehr früh ab. Um Lena tat es mir leid, wir hatten
viel Spaß gehabt. Vielleicht würde sie in einer Woche noch einmal
für ein paar Tage alleine kommen, kündigte sie vage an.
Auch Luca erschien ungewöhnlich
früh in der Lodge, die Schweizer waren zwar schon weg, aber es war
erst acht Uhr.
Das Faxgerät und die
Neugierde hatten ihn geweckt, und dann der Ärger vollends aus dem
Schlaf gerissen. Es war ein Fax aus Belgien, in dem eine Reiseagentur die
Ankunft eines Gastes in Rapid City für den kommenden Abend ankündigte.
Etwas kurzfristig, aber eigentlich war die Buchung schon im Mai erfolgt
- nur, dass Luca davon nichts gewusst hatte, da die Buchung von Keith gemacht
worden war, einem Cowboy, der schon seit Monaten nicht mehr auf der Ranch
arbeitete.
Und so kam Luca in schönster
Montagmorgen-Stimmung in die Küche, um sich bei mir auszuheulen.
Ich konnte mich auch nicht
so recht freuen, denn nun kamen schon seit Wochen unerwartete Gäste
an, und das, wo ich Luca doch bei unserer ersten Absprache ganz klar gesagt
hatte: ich helfe mit ein paar Gästen - aber ich mache euch nicht das
Zimmermädchen für den vollen Betrieb. Und nun sah ich langsam
kein Ende mehr in der Gäste-Flut. Obwohl es eine feine Sache war,
umsonst auf der Ranch zu wohnen, und das Kochen mir Spaß machte,
sah ich trotzdem nicht ein, dass ich meine Amerikazeit, die ich mir wahrscheinlich
nie wieder für so lange nehmen konnte, damit zu verbringen zu kochen,
Betten zu machen und Klos zu putzen.
Vormittags
war der Schmied da und beschlug zwei Pferde. Reservation brauchte dringend
einen neuen Beschlag, und auch der blonde Paint benötigte dringend
Eisen an den Vorderhufen. Lucas eigenes Pferd Amigo wehrte sich so heftig,
dass der Schmied schon nach wenigen Minuten aufgab und meinte: "Das Pferd
muss erst mal lernen, das Bein hoch zu halten."
Amerika: er band ein dickes,
weiches Seil um den Hals des kleinen Wallachs und band ein Vorderbein so
hoch, dass Amigo auf drei Beinen stehen musste. So stellte er ihn zurück
in den Paddock (natürlich nicht zu den anderen Pferden - wenigstens
etwas).
Die Pferde
werden auf amerikanischen Ranches fast immer kalt beschlagen, das heißt
die Eisen werden nicht heiß geschmiedet und auf den Pferdehuf aufgebrannt,
sondern im kalten Zustand mit einem Hammer zurecht geschlagen.
Ich habe einmal einen deutschen
Schmied gefragt, ob die viel aufwendigere Methode des Heiß-Beschlages
Vorteile hätte, aber er konnte mir keine schlüssigen Argumente
liefern, außer dass die Deutschen Kunden einfach den Heiß-Beschlag
vorziehen.
Unser amerikanischer Schmied
war etwas knapp an Zeit, deshalb kam er nicht mehr dazu, Amigo zu beschlagen,
und auch dem Paint verpasste er nur an den Vorderhufen Eisen - was ich
gar nicht so schlecht fand, denn das wäre doch viel billiger und mehr
auch gar nicht notwendig, da die meisten Pferde nur die Vorderhufe zu stark
abliefen. In Amerika war das aber ausgesprochen unüblich.
Zum
Lunch belegte ich ein paar Pizzaböden mit Schinken, Käse, Salami
und Tomatensoße und schob sie in den Ofen. Nach fünfzehn Minuten
war das Essen fertig - ich wollte mich schliesslich nicht in der Küche
überarbeiten. Das Essen mundete, danach saßen wir noch gemütlich
herum, bevor wir (das waren außer mir noch Luca, Roberto, Franco
und Fiorenzia) gemeinsam nach Hulett zum einkaufen fuhren.
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