04.06.2001,
Rainy day
Morgens
immer noch Regen - was war bloß mit dem Wetter in Wyoming los? Trotzdem
waren alle erstaunlich früh auf den Beinen - Marco hatte sich mit
seinem Flieger zurück nach Hause vertan, er musste an diesem Tag schon
zum Flughafen, nicht erst am Nächsten. Schnell wurden alle zusammengerufen,
und so fuhr Fernando mit Marco, Giovanni, Karen und Dörte nach Rapid
City. Luca, Anna und ich blieben zurück, was mir nicht ungelegen kam,
da ich noch einiges am Computer zu erledigen hatte. Ich brachte Luca dazu,
seine Mails zu beantworten, machte selbst ein paar Seiten fertig, wobei
ich mich aber länger als notwendig mit Bildern von meiner Stute beschäftigte.
Gegen
Mittag klarte es kurz auf, Blade und Liz schneiten herein. Der Zimmermann
Blade hatte vor zwei Jahren auf der Lake Ranch beim Bau der Lodge geholfen
und dabei die Engländerin Liz kennengelernt, die in der Küche
arbeitete. Die beiden waren inzwischen verheiratet und lebten in der Nähe
von Hulett. Sie sollten einen Stall für Ferdinandos Hengste bauen,
aber da er selbst nicht da war wurde nur viel herumdiskutiert und nichts
entschieden.
Der
Regen setzte wieder ein, ich gab es auf auf besseres Wetter zu warten und
fuhr mit dem zweiten Van los, um den platten Reifen von meinem Pickup nach
Hulett zu bringen. Nach dem ersten Cattleguard, ich hatte gerade das Radio
voll aufgedreht, ging der Motor aus. Bei dem prasselnden Regen und der
lauten Musik hörte ich es nicht und trat ein paar Mal kräftig
aufs Gas, womit der Motor auch noch gründlich absoff und nicht mehr
zu starten war. Sch...!
Ich
hatte noch Glück, dass das so nahe an der Ranch passierte, also ging
ich die vierhundert Meter den Hügel hinunter zur Ranch zurück,
um mich bei Luca, der gerade ein Nickerchen machen wollte, auszuheulen.
Ach, ich arme schwache Frau ... Luca kam also mit mir zurück zum Van.
Er versuchte auch zu starten - nichts. Wir schoben den Van (schwer ...)
rückwärts in Richtung Ranch, ich neben der Tür, gleichzeitig
das Lenkrad in der Hand, Luca von vorne. Vor dem Cattleguard lenkte ich
den Van in einen Abzweigung, Luca rannte nach hinten und schob nun vorwärts,
ich sprang auf den Fahrersitz, weil sich die Kiste nun kaum noch lenken
liess. Der Van rumpelte über das Cattleguard und nahm jetzt, wo es
den Hügel abwärts ging, Fahrt auf. Luca sprang auf den Beifahrersitz
und ließ sich seine Todesangst nicht anmerken, als ich meinte, dass
ich weder für die Bremsen noch für das Lenkrad genug Kraft hätte
ohne die Hilfe des Motors per Servolenkung und Bremskraftverstärker.
Der Regen prasselte auf die Windschutzscheibe und ließ die Ranch
wie ein verwischtes Aquarell erscheinen - sehr hübsch und ein wenig
beängstigend ...
Mit
Hängen und Würgen schaffte ich es den Van zielgerecht in die
Scheune zu bugsieren, wo wir den Motorraum öffneten und ein wenig
mit dem Vergaser spielten bis die Kiste endlich wieder ansprang. Dann wurde
ich wieder auf die Reise geschickt, diesmal mit Werkzeugkoffer und etwas
mehr Weisheit den Van betreffend.
Diesmal
schaffte ich das Cattleguard und fuhr zu dem Nachbarn, der meinen Pickup
beherbergte. Dort stellte ich mich kurz vor, damit sich keiner wunderte,
wer denn da alte Reifen aus meinem Pickup klaute, schleppte dann das Riesenteil
durch Regen und Matsch und hievte es in den Van, der munter vor sich hin
stotterte - den würde ich solange nicht mehr ausgehen lassen, bis
ich die Zivilisation wieder erreicht hatte!
In
Hulett fuhr ich als erstes zum Reifenshop. Blablabla und unter 470 US$
kam ich für vier Neue nicht weg. Mittwoch würden sie geliefert
werden, versprach man mir. Mittwoch. Warten.
Weiter
zum Computershop, wo ich meinen Internetanschluss bestellte. Bis Donnerstag
würde es dauern, sagte man mir. Donnerstag. Warten.
Weiter
zum Lebensmittelladen - wenigstens dort bekam ich alles sofort, was ich
brauchte.
Auf
dem Rückweg verreckte mir der Van natürlich noch einmal, wieder
hinter einem Cattleguard. Diesmal sprang er aber brav wieder an, und als
ich die Ranch erreichte ließ auch endlich der Regen nach. Fernando
war mit den Gästen noch nicht zurück, Luca bastelte irgendwas
in der Scheune und Anna buddelte vor der Lodge, also war ich auch fleissig
und ölte Sättel ein, bis die anderen aus Rapid City zurück
kamen.
Der
Black Paint Stud tauchte in der Nähe der Ranch auf, obwohl er eigentlich
ziemlich weit entfernt auf einer andren Weide sein sollte. Fernando brachte
ihn in den Stall und floß dahin, als ich ihm von dem Hengst vorschwärmte.
Ich besah ihn mir diesmal kritischer, schliesslich plante ich ihn als Papa
für ein Fohlen aus meiner Josey ein.
Nach
Pizza zum Abendessen war Büroarbeit angesagt, Fernandos Mails mussten
auch noch beantwortet werden. Weil er auf der Tastatur im Einfinger-Suchsystem
herumhackte musste ich als Sekretärin hinhalten, während die
anderen Billiard spielten. Schliesslich beschwerte er sich viel zu müde
zu sein, also hörten wir aus, und etwas skeptisch beobachtete ich,
wie seine Müdigkeit völlig verflog, nachdem wir uns zu den anderen
zu einer Mini-Fete gesellt hatten. Drückeberger ...
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