23.07.2001,
Fencing in New Haven I
Eigentlich
hatte ich geplant heute nach New Haven zu fahren, um wie Brandy versprochen
den Zaun zu checken. Aber nach dem Hagelsturm am Vorabend wollte ich erst
mal wissen, wie es den Pferden ging. Einige standen gerade vor dem Korral,
also wollte ich Bullit in den Stall holen und die Pferde herein locken,
aber Bullit war verschwunden, er hatte das Gate geöffnet. Also lockte
ich nur die Pferde herein und fing mir Brownie ein, um mit ihm die anderen
Pferde zu holen. Es war das erste mal, dass ich Brownie ritt, und ich war
überrascht, was für ein gutes Pferd er war. Wir holten die anderen
Pferde, wobei ich meinen Paint, der glaubte sich im Schatten einiger Bäume
verstecken zu können, geflissentlich übersah - er brauchte jedes
Gramm auf den Rippen.
Ferdi
lockte die beiden Stuten mit Fohlen in den Korral - sie waren soweit in
Ordnung, mal abgesehen davon, dass Joseys Fessel zum Kotzen aussah, wir
würden den Tierarzt rufen müssen.
Dann
fuhren wir mit dem Pickup zu den Southfields, um die Herde Zwei- und Dreijähriger
zu checken. Auch dieser 18köpfige Trupp war in Ordnung - Glück
gehabt!
Zurück
an der Ranch machten wir die Pferde für die King-Gäste fertig,
ich ritt mit Brownie mit ihnen und Ferdi mit, weil ich das Pferd ausprobieren
wollte. Aber sie kamen einfach nicht aus den Füßen, Ferdi zeigte
ihnen Land, das ggf. zu verkaufen wäre. Ich ritt alleine zur Ranch
zurück und holte meinen Paint rein, sattelte Brownie ab und wartete
auf das Mittagessen, danach wollte ich nach New Haven aufbrechen. Wie ich
fast erwartet hatte wollte keiner mit mir mitkommen, also lud ich Foxy
in den kleinen Trailer (diesmal reichte es, das Lasso um seinen Hintern
zu legen und er stieg fast ohne weiteres ein) und fuhr alleine los.
In
New Haven drohten Wolken, aber ich war mir nicht sicher, ob sie nicht sowieso
vorbeiziehen würden. Für alle Fälle (schliesslich war New
Haven ein „Nick-irgendwas-unangenehmes-wird-passieren-Place“) packte ich
meinen australischen Slicker und eine Jeansjacke, in die ich Draht, Handschuhe
und Zange wickelte, auf Foxys Sattel. Ich ritt um Jo Anns Loghaus herum,
aber ich sah niemanden und war schon fast vorbei, als sie mich rief. Ich
kehrte um und sagte Hallo, wir begannen sofort zu quatschen, und sie lud
mich zu Kool Aid und Kuchen ein, was ich für diesen Moment dankend
mit einem "We didn’t even start!“ ablehnte, aber wenn ich zurück käme
würde ich gerne auf ihre Einladung zurück kommen.
Dann
begann die Arbeit, ich ging durch das Gate, ritt die ersten Meter nach
links ab und dachte „das wird ein easy-Job!“, als ich schon die erste Stelle
erreichte, die etwas Draht brauchte. Ab da stieg ich alle zwei Minuten
ab, fixte, ritt weiter. Die Zange baumelte inzwischen an einem Lederstreifen
am Sattel und den Draht hatte ich über den Sattelknauf gehängt
- es lohnte sich kaum alle fünfzig Meter die Tools aus der Jeansjacke
herauszuwickeln. Nach kaum einer Stunde gingen mir die Nägel aus,
ich ritt nur noch den Zaun ab, stellte fest, dass ich eine Menge Nägel
brauchen würde, reparierte hier und da mit Draht, fand zwei Stellen,
wo der Zaun so sehr down war, dass ich wahrscheinlich Hilfe, auf jeden
Fall aber mehr Material brauchen würde, und beobachtete etwas besorgt
die Wolkenfront, die sich näherte.
Foxy
war einfach perfekt. Ruhig, gelassen, wartete auf mich, machte keinen Terz
- Klasse-Pferd!
Ich
krauchte gerade wieder auf dem Boden herum, um einen Zaun hoch zu ziehen
und zu fixieren, als mich die ersten Regentropfen trafen. Zeit den Slicker
anzuziehen ...
Die
Regentropen wurden mehr, der Zaun war an dieser Stelle repariert, also
stieg ich wieder auf, damit mein schöner Sattel nicht nass wurde.
Mehr Regen. Wir waren gerade in einem Canyon zwischen einigen Bäumen
- kein schlechter Platz, dachte ich, als die Donnerschläge immer schneller
auf die Blitze folgten. Wir drehten uns gegen den Wind und ließen
Regen, Hagel und Wind auf unsere Rücken prasseln. Und während
der nächsten halben Stunde, in denen Wasser und Eisklümpchen
an uns herunterliefen, dachte ich an drei Dinge:
1.
War doch klar, dass das passierte - dies hier war Nicks Place! Und ich
musste furchtbar darüber lachen. Blutverschmiert, ölbespritzt,
von Mücken zerbissen, halb verdurstet, mit Matsch beschleudert - warum
also heute nicht etwas Hagel und Gewitter?
2.
Mein Paint Foxy war jeden Penny, den ich für ihn bezahlt hatte, zehnfach
wert.
3.
I love this country!
Als
das Gewitter nachzulassen schien wagten Foxy und ich uns aus dem Canyon
heraus. Zum Fence checken waren wir zu nass, und zudem waren wir sowieso
so gut wie herum um das Pasture, also schlugen wir den Heimweg ein und
langten schon nach zehn Minuten an Jo Anns Haus an.
Sie
begrüßte uns erleichtert, da sie sich schon Sorgen gemacht hatte,
dass uns etwas zugestoßen sein könnte. Dann brachte ich
Foxy zum Trailer. Es regnete immer noch, ich sattelte ihn rasch ab und
überlegte, ob ich ihn in den Minitrailer stellen sollte oder lieber
irgendwo anbinden. Ich machte einen zaghaften Versuch, ihn in den Trailer
zu führen (was bisher nie ohne Lasso geklappt hatte), und er stieg
so schnell ein, dass ich kein schlechtes Gewissen mehr hatte, ihn in dem
kleinen Hänger abzustellen, wo er etwas Hafer und Heu fressen konnte.
Durch
den Matsch wanderte ich zurück zu Jo Ann, zog Stiefel und Slicker
in der Garage aus und bekam im Diningroom Tee und Kuchen serviert. Wir
tratschten über Gott und die Welt, und schon war es nach acht - Zeit
zurück zu fahren, bevor die Itas sich Sorgen um mich machten oder
Foxy die Zeit gar zu lang im Trailer wurde.
Ich
verlor ein Wettrennen zurück zur Ranch gegen eine drohende Wolkenfront,
weil Foxy die Fahrten in dem kleinen Trailer alles andere als zu genießen
schien und ich mich bemühte, möglichst sanft zu fahren. Als ich
auf der Lake Ranch ankam musste ich Foxy im Regen ausladen. Er tat mir
total leid, darum brachte ich ihn in die Scheune anstatt ihn in den Regen
heraus zu jagen. Als rangniedrigstes Mitglied in der Pferdeherde würde
er nicht gerade einen trockenen oder windgeschützten Platz zwischen
den andere Pferden finden. Ich versorgte ihn mit etwas Heu und
kam dann gerade rechtzeitig für das Abendessen in die Lodge. Aus der
Küche wurde ich rausgejagdt, weil ich dreckige Stiefel anhatte, aber
für den Fotoapparat rangen sich Ferdi und Gianluca ein Grinsen ab
...
Als
das Gewitter gegen elf Uhr nach ließ gab ich Foxy seine Freiheit
wieder. Besonders gut schien er nicht auf mich zu sprechen sein, er war
offensichtlich eher froh, mich endlich los zu sein. Dafür hatte er
aber bei mir an diesem Tag jede Menge Punkte gesammelt!
Eigentlich
erwartete ich einen Anruf von Hal, der vielleicht Hilfe beim Schafe schieben
brauchen konnte, aber unser Telefon war tot, kein Freizeichen. Hoffentlich
hatten die Stürme nicht irgendwo die Telefonleitung gekappt, sowas
zu reparieren konnte sicherlich Tage dauern.
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24.07.2001,
Dies und das
Nachts hatte es unheimlich
gewittert, auch morgens zogen noch dunkle Wolken über den Himmel.
Im alten Ranchhaus gab es kein heißes Wasser, also machte ich nur
eine Katzenwäsche und ging dann zu den Korrals, um die beiden Hengste
zu füttern.
Nach einem Becher Kaffee
half in Gianluca die Pferde in den Korral zu bringen, obwohl es zum Reiten
eh zu matschig war.
Das Telefon funktionierte
immer noch nicht.
Alle außer Ferdi und
ich brach zum Rodeo in Deadwood auf, Telefon tat‘s wieder und war natürlich
ewig besetzt.
Ich checkte mit Ferdi die
Sättel und machte eine Einkaufsliste für Tack. Gerry kam und
fuhr mit Ferdi Land vermessen, während ich die Bestellung für
Tack fertig machte. Dann holte ich mir Foxy und sattelte ihn, um nach meiner
Stute zu sehen. Der ging es nicht gut, am nächsten Tag würde
der Tierarzt kommen. Nach dem 10-Minuten-Ritt machte ich mit Foxy ein kleines
Hängertraining (einwandfrei, ohne Zuhilfenahme des Lassos) und ließ
ihn dann frei.
Ferdi musste nach Hulett
wegen einer Versicherung, ich fuhr mit, weil ich fragen wollte, ob die
kaputte Windschutzscheibe von meinem Pickup auch ersetzt würde. Leider
nicht :-(
Aus Frust kaufte ich mir
eine eigene Zaun-Reparier-Zange und würde demnächst Zaun-Reparier-Profi
werden.
Dann sagte ich noch Ted
von der Autowerkstatt „Hallo“, leider tauschte er keine Windschutzscheiben
aus, dafür musste ich mindestens nach Belle Fourche.
Zurück auf der Ranch
machte ich mich in der Küche nützlich und bereitete das Dinner
für die Rodeo-Besucher vor.
Ferdi holte meine Stute
in den Korral, ich gab ihr noch Wasser, als die anderen zurück kamen.
Ich fütterte sie mit Lamm-Barbecue, gebratenem Reis, Broccoli, Cornbread
und Pudding zum Nachtisch, dann war Feierabend. |