28.07.2001,
Fencing in New Haven III
Ich
stand morgens schon um sechs auf, um die Hengste zu füttern, Josey
zu versorgen (die sich wieder am Halfter aufhang - wenn es anders nicht
ging musste es eben so sein, das Penicillin war wichtig für sie),
und Sonny, der mir zufällig über den Weg lief , seine Tagesration
Dröhnung zu geben.
Inzwischen
waren dann auch ein paar Leute auf, ich setzte mich zu Ferdi und Roberto
und sagte ihnen Bescheid, dass ich nach New Haven zum Zaun reparieren
fahren würde. Ich kam pünktlich um neun in New Haven an, Nicks
Pickup stand schon vor Joanns Loghaus, also parkte ich meinen Truck daneben.
Er
saß im Wohnzimmer und telefonierte, oben machte sich Teri, eine Bekannte,
fertig, um mit uns mitzukommen. Wir würden zwei Four-Wheeler nehmen
müssen, also gab Nick mir eine kurze Einweisung. Die Dinger fuhren
zwar ähnlich wie ein Motorrad, aber wenn man mit dem Fuß schaltete
brauchte man keinen Handhebel für die Kupplung zu ziehen, statt dessen
war an der Stelle eine Bremse. Was zur Folge hatte, dass ich bei jedem
Gangwechsel die Bremse voll anzog, weil mir das Motorradfahren in Fleisch
und Blut übergegangen war.
So
ganz verstand ich dann die Fahrereinteilung nicht, eigentlich hatte ich
erwartet, dass Nick Teri mitnahm und ich alleine fahren würde, aber
als Teri etwas später zu uns stieß bekam sie auch eine Einweisung
auf dem kleineren Four-Wheeler. Schließlich brachen wir auf - ich
mit Nick hinter mir auf dem Sitz (was total bescheuert aussehen musste,
weil er mich um einen halben Meter überragte) und Teri alleine hinter
uns her.
Das
Fahren war wirklich fun, ich reizte die Kiste kräftig aus und hängte
Teri nach kurzer Zeit ab, während Nick hinter mir das Zittern bekam.
Wir
fuhren zum New Haven Friedhof und öffneten den Zaun an drei Stellen,
damit die Rinder die Weide mitbenutzen konnten. Dann weiter zu der Weide,
wo die kaputte Stelle im Zaun war. Unterwegs tauschte Nick mit mir den
Platz - er traute mir nicht ganz zu, die steilen Abhänge herunter
zu fahren, und wahrscheinlich hatte er sogar recht damit.
Wir
besichtigten einen Turkey Feeder (Truthahn-Fütterungsautomat), der
zwei mal am Tag Maiskörner auswarf, um die Truthähne herzulocken.
Das geschah nicht aus reiner Freundlichkeit, sondern um sicher zu gehen,
dass zur Jagdsaison Truthähne auf der Ranch waren.
Schließlich
erreichten wir die kaputte Stelle im Zaun. Ein Canyon, den der kleine Bach
im Winter total ausgewaschen und den Zaun völlig zerschmettert hatte.
Wir begannen die Zaunreste von beiden Seiten her zu sortieren. Nick stellte
fest, dass er eine Schaufel brauchte und fuhr zurück nach New Haven,
während Teri und ich die Zaunreste weiter sortieren sollten und dann
die Hänge rechts und links rauf, um dort die Zäune zu checken.
Wir
sortierten fertig und setzten uns dann faul in den Schatten um Schwätzchen
zu halten, bis wir meinten Nick zurückkommen zu hören und flugs
die Hänge hinaufsprangen. Blinder Alarm, aber wir machten einen auf
fleißig und waren mit dem Zauncheck fast fertig, als Nick wirklich
zurückkam.
Um
den Zaun mit einem Gate neu aufzubauen brauchten wir fast zwei Stunden,
obwohl Teri und ich die ganze Zeit kräftig mithalfen. Mit ihr konnte
man gut arbeiten, sie kapierte schnell und sah auch von sich aus, wo sie
was machen konnte - nicht wie Gianluca, der mir beim Zäune reparieren
immer zwischen den Fingern herumfummelte, anstatt schon mal an einem anderen
Ende anzufangen.
Gegen
Mittag brachen wir wieder auf, öffneten die Gates damit die Rinder
schon mal anfingen, von selbst die Weide zu wechseln (Rinder werden von
offenen Gates und leider auch von kaputten oder schwachen Zäunen wie
magisch angezogen) und fuhren in die Weide, in der die Rinder zur Zeit
noch waren, um das Gras zu checken. Es war wirklich nicht viel übrig,
also öffneten wir weitere Gates, bevor wir zurück nach New Haven
fuhren. Es gab wieder einen Fahrerwechsel, damit ich ein wenig Praxis bekam.
Armer Nick ....
Bei
Joann erwarteten uns Slappy Joes (Hamburgerbrötchen mit einer Art
Hackfleischsoße), Kartoffelsalat, Maiskolben und ein Kuchen mit Obst
und Sahne drüber. Sahne bekam man nicht oft in Amerika, diese hier
war wie „bei Muttern“, sahnig-cremig geschlagen und sehr lecker. Um so
überraschter war ich, als ich die leere Plastikdose sah, aus der die
Sahne fertig aufgeschlagen kam. „Non-diary“, was soviel hieß wie
„kein Milchprodukt“.
Joann
versuchte mich nach dem Essen zu einem Mittagsschläfchen zu überreden,
aber das war nicht mein Ding, darum setzte ich mich raus auf die Veranda,
während Nick im Wohnzimmer seinen Fünf-Minuten-Nap hielt und
Teri nicht aufhörte zu quatschen. Sie wollte diesen Nachmittag nach
Laramie zurück fahren und suchte ihre Sachen zusammen, um dann zur
Huntinglodge zu gehen und zu duschen, bevor sie aufbrach.
Nicks
Fünf-Minuten-Nap war herum, er wollte die Einfahrt zu Joanns Haus
mit dem Traktor glätten. „A few minutes“ meinte er, woraufhin ich
fragte: „Few Wyoming Minutes?“
Ja
- na ja. Vielleicht. Aber ich könne mit dem Four-Wheeler zur Hunting
Lodge hochfahren, Teri ihren Rucksack bringen, den sie hier vergessen hatte,
und den Four-Wheeler auftanken.
Das
machte ich dann auch und baute auf einem Sandhubbel in der Straße
fast einen Unfall, weil ich den vier Rädern nicht traute und versuchte
die Kiste wie ein Motorrad mit den Beinen abzufangen, als ich zu viel Schräglage
bekam. Irgendwie wuselte ich mich trotzdem durch und stand gerade am Benzintank,
als Nick mit dem Traktor kam und ihn parkte. Teri hatte sich inzwischen
verabschiedet - nicht ohne mir eine ehrlich gemeinte Einladung nach Laramie
zu hinterlassen.
Wir
fuhren in Richtung Friedhof und bogen von der Hauptstraße ab über
ein Cattleguard drüber. Nick erzählte, dass dies die Weide eines
Nachbarn sei, der nicht gut auf ihn zu sprechen sei. Er hielt den Four-Wheeler
an und drehte sich um. Ich drehte mich automatisch auch um und deutete
auf ein Stück traurig aussehenden Zaun zwischen dem Cattleguard und
einer Zaunecke. „Is that what we have to fix?“
„Yes.“
Wir
machten uns also über ein paar Zäune her und kamen kurz vor Sonnenuntergang
zurück zur New Haven Ranch.
Nick
wollte am nächsten Tag die Rinder, die ihren Weg durch die Gates noch
nicht selbst gefunden hatten, zusammentreiben. Wir verabredeten uns für
neun Uhr morgens, und ich erklärte ihm, dass ich Ferdi und vielleicht
noch ein paar andere Leute mitbringen würde.
Gegen
acht kam ich zurück zur Lake Ranch, wo ich Josey fütterte, die
Hengste versorgte und dann von sieben Leuten die Zusagen bekam, mit nach
New Haven zu fahren. Das war einer zu viel für unseren großen
Trailer, worüber ich nicht völlig unglücklich war. Ich würde
Foxy in den kleinen Trailer laden und konnte somit vielleicht länger
als die anderen in New Haven bleiben. Joann hatte am Nachmittag eine Hauseinweihungsparty,
zu der ich eingeladen war, und außerdem mussten ja auch noch
die Salzlecksteine verteilt werden. |