31.07.2001,
Cattle Round up at the Bush Ranch
Ich
stand früh auf, da ich den Mini-Trailer noch anhängen und Josey
versorgen musste. Es war wolkig, aber nicht kühl, trotzdem sah es
schwer nach Regen aus. Die Sonne ging gerade auf, als ich den Pickup zum
Trailer fuhr, und färbte die Wolkendecke rot.
Im
Trailer anhängen war ich schon so gut wie perfekt, Josey danach die
Spritze zu geben war dagegen kein guter Job. Sie hatte inzwischen gelernt,
sich nicht mehr am Halfter aufzuhängen, aber irgendwie hatte ich die
Nadel so unglücklich gesetzt, dass sich das Penicillin ums verrecken
nicht spritzen ließ. Das wurde dann auch Josey zuviel, die heftig
mit dem Kopf schlug und meine rechte Stirnseite damit traf. Irgendwie blutete
ich wie ein Schwein überm Auge, meine Brille war in zwei Teilen, das
Glas war aus dem Rahmen geflogen, was sich wohl nicht ohne weiteres reparieren
ließ, weil der Rahmen aus dünnem Draht und Nylonfaden bestand.
Das Penicillin, das ich gerade spritzen wollte, war ohne Nadel aus der
Spritze geschossen, so dass ich auch noch über und über weiß
besprenkelt war.
Ich
hielt mir ein Papiertaschentuch an die Stirn und setzte die Nadel neu,
diesmal klappten beide Spritzen. Dann holte ich Foxy aus seinem Korral,
gab ihm im Stall Futter und ging zur Lodge, um mir Kaffee und ein Pflaster
zu besorgen. Ein kurzer Blick in den Spiegel zeigte eine Heike rot-weiß
mit schön aufgeplatzter Augenbraue, die wahrscheinlich genäht
werden musste, aber da hatte ich nun wirklich keine Lust drauf. Statt dessen
drängte ich Tatanka, mir einfach ein Pflaster rauszurücken und
nicht auch noch nach irgendwelchen Salben zu suchen, weil ich endlich meinen
Kaffee haben wollte.
Durch
den Unfall war es spät geworden, ich trank meinen Kaffee, während
Tatanka meine Brille reparierte (Danke!!!) und holte Foxy, um ihn zu verladen.
Der hatte heute absolut keinen Bock in den Trailer zu steigen, ich musste
wieder das Lasso zur Hilfe nehmen, was zusätzliche Zeit kostete. Kurz
vor sieben fuhr ich endlich los - um acht wollte ich an der Bush Ranch
sein, das war ziemlich knapp. Wahrscheinlich fuhr ich viel zu schnell,
ich machte eine Rekordzeit von vierzig Minuten für die Strecke und
war somit sogar zu früh. Unterwegs traf ich auf Echo, die wahrscheinlich
gerade nach Hulett zur Bank fuhr, wo sie arbeitete.
Auf
der Bush Ranch hatte Nick seine Pferde mit einem Motorrad in den Korral
getrieben und kam gerade zurück, als ich Foxy auslud. Hal hätte
seinen Trailer heute genommen, ob wir sein Pferd in meinen Mini-Hänger
laden könnten? Im Prinzip schon, aber ich sah schon einem heftigen
Verladekampf mit seinem Pferd entgegen. Statt dessen hatte ich den mit
Foxy, für den ich wieder das Lasso brauchte, wohingegen Nicks Pferd
einfach in den Hänger rein latschte. Beim Verladen von Foxy trat ich
so unglücklich aus dem Hänger heraus, dass ich mir den Knöchel
verknackste. Beim Reiten tat es nur weh, störte aber nicht, beim Laufen
hingegen machte es mich mal wieder zu Käpt’n Hook mit Holzbein.
Wir
fuhren zu dem Feld, in dem Nick beim letzten Mal im Matsch hängen
geblieben war. Diesmal waren wir vorsichtiger und parkten den Pickup schon
weit vor dieser Stelle. Wir würden deswegen zwar eine halbe Stunde
länger reiten müssen, aber dafür ersparten wir uns eine
Menge Streß.
Bis
zu der Weide, in der die Rinder waren, brauchten wir fast eine Stunde im
Trab. Die Viecher waren natürlich wieder am genau falschen Ende versammelt
und nur ein Teil war bereits durch das Gate gegangen, das Nick am Vortag
geöffnet hatte. Wir öffneten ein weiteres Gate und begannen die
Kühe und Kälber zusammenzutreiben. Wir mussten das ganze zwei
mal durchziehen, weil die Rinder zu weit verstreut waren, aber nach gut
zwei Stunden war der Job getan und Foxy hatte sich mal wieder super gehalten.
Ich war wieder auf Bullenjagd und fand heraus, dass es viel wirksamer war,
ein Lasso zu schwingen als Steine zu werfen, wenn so ein Riesen-Beefsteak
nicht rennen wollte. Foxy nahm meine armseligen Lassoschwingversuche sehr
gelassen hin - es stand also nichts mehr im Wege, ein Roping-Horse aus
ihm zu machen.
Zurück
zu meinem Pickup war es ein langer Weg, auf dem wir teilweise von Mücken
aufgefressen wurde, obwohl inzwischen die Sonne herausgekommen war und
es eigentlich zu heiß für Moskitos sein sollte.
Zum
Verladen war wieder das Lasso notwendig, Foxy schien allmählich süchtig
nach dem Rope um seinen Hintern zu sein.
Es
war mal wieder reichlich nach Lunch time, als wir zurück zur Ranch
kamen. Nick backte eine Tiefkühl-Pizza für uns auf, die etwas
merkwürdig schmeckte. Mexican Style - das hieß, dass all das
auf der Pizza war, was normalerweise in eine Tortillia gehörte. Auch
mit seinem Kool Aid konnte er mich diesmal nicht überzeugen - Weintrauben-Geschmack,
was nun wirklich abartig war. Dafür war ich ein absoluter Fan von
Kirsche oder Erdbeere geworden, auf der Lake Ranch gab es leider nur Orange
und Zitrone.
Ich
unterhielt mich mit Nick über Arbeit. Er hatte im Spätherbst
Jagdgäste, für die gekocht werden musste. Da ich nicht sicher
war, ob ich vielleicht den Oktober und November doch auf der Lake Ranch
bleiben würde, um mich um die Pferde zu kümmern, sah ich darin
vielleicht eine gute Alternative - ich könnte auf der Lake Ranch die
Pferde und in New Haven die Gäste füttern.
Gegen
halb sechs kam ich „nach Hause“, wo Gianluca und Simone den Steinweg vor
der Lodge verlängerten und Ferdi, Rambo-Roberto und Robby mit jungen
Pferden arbeiteten. Da ich nicht besonders gut zu Fuß war, nach dem
ich mir den Knöchel am Morgen angeknackst hatte, suchte ich statt
Arbeit Fotomotive unter der arbeitenden Ranchbevölkerung.
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