05.08.2001
Snob-Ausritt und helping in New Haven
Ein neuer Tag in Wyoming
begann. Ferdi war fleißig diesen Morgen und hatte die Pferde
schon hereingebracht, bevor ich zu Kaffee und Zigarette kam. Ich ging zu
den Korällen, um den dicken Braunen mit der geschwollenen Nase zu
besichtigen, als Will Nuckolls mit seinem Motorrad zur Ranch kam. Erstaunt
stellte ich fest, dass er sich an meinen Namen erinnerte und sich sogar
mit mir unterhielt. Ferdi diagnostizierte „Stachelschwein-Nadeln“ am Maul
des Braunen, während Will eher auf den Biß einer Klapperschlange
tippte. Da wir tatsächlich keine Nadeln fanden rief Ferdi den Tierarzt
an.
Einige
der Snobs kamen in ihrem nagelneuen Westernoutfit zum Stall und wollten
reiten. Lächelnd fing ich den Idioten ein paar Pferde ein und half
beim satteln. Dann fragte ich Ferdi nach seinem Plan für den Vormittag,
bereit mir meinen Pickup zu schnappen und zu fliehen. Leider chancenlos,
er hatte mich dazu auserkoren, die Deppen auf einen Ausritt mitzunehmen.
Also sattelte ich mir Three Socks und zog mit einer Truppe hochnäsiger
Itas aus in den „Wilden Westen“. Der war dann ziemlich mäßig
wild, ich gab mir wirklich Mühe, ihnen tolle Landschaften zu bieten,
aber die waren an nichts interessiert. Gegen halb zwölf waren wir
wieder zurück an der Ranch.
Drew, der Tierarzt war schon
seit einiger Zeit da und hatte sowohl den dicken Braunen wie auch meine
Josey behandelt. Ich nannte es einen „Carpenter-Job“, weil er ihr mit Klebeverbänden
ein Brett unter dem Huf befestigt hatte, so dass sie nicht mehr auf der
Spitze laufen konnte. Er hatte seine Frau Judy mitgebracht und blieb zum
Essen da - ihm zu Ehren Carbonara.
Nick rief an. Er habe in
New Haven zu tun, ob ich Lust hätte zu helfen? Ein Blick auf die Snobs
genügte für ein „Na klar!“
Nach dem Lunch holte ich
meinen Pickup und fuhr spuckend und kotzend und aus den letzten Löchern
pfeifend Richtung New Haven, betend, dass der Pickup es überhaupt
noch schaffte. Etwa zwei Meilen vor Ziel lief der Motor endlich wieder
rund - Benzinpumpe verstopft gewesen? Aber aus dem Auspuff kamen immer
noch leichte Fehlzündungen - ich hoffte nur, dass das Problem nicht
wieder auftauchte, da ich mit dem spukenden Motor (Gas - kein Gas - Gas
- kein Gas) keinen Hänger ziehen konnte.
An der Ranch machten sich
Brandy und Nick an einem Traktor zu schaffen, Brandy wollte damit die Straße
zum Haus von Joann verbreitern.
Nachdem sie losgefahren
war wartete ich noch auf Nick, der sich ein schnelles Mittagessen aus gefrorenem
Toasts und gefrorener Wurst reinzog - Mahlzeit!
Als wir den Four Wheeler
fertig machen wollten entdeckten wir einen Platten an Nicks Wagen und wechselten
den Reifen, bevor es endlich losgehen konnte.
Wir fuhren mit dem Four
Wheeler zunächst zu der Auffahrt, an der Brandy gerade arbeitete.
Nick gab seinen Senf dazu ab, Joann kam auch dazu, und so hielten wir uns
fast eine Stunde lang dort auf, bevor wir zur eigentlichen Arbeit kamen.
Zunächst checkten wir
das Gras auf den Weiden, auf denen die Rinder zur Zeit waren, um festzustellen,
ob sie an einem der nächsten Tage auf eine neue Weide mussten. Leider
ja - die Viecher hatten ganz schönen Appetit gehabt. Wir öffneten
also drei Gates, die zur nächsten Weide führten, und hofften,
dass so viele wie möglich der Rinder von alleine den Weg fanden. Dann
galt es die gesamte Zaunlinie abzufahren und zu checken. Viel mussten wir
nicht reparieren, da ich einen großen Teil schon mit Foxy gemacht
hatte, und meine Erzählungen von dem heruntergekommenem Zaun, den
ich vor zwei Wochen auf der Grenze zu einem Nachbarn gesehen hatte, überhörte
Nick geflissentlich und schob die Arbeit daran auf seinen Nachbarn.
Zurück in New Haven
gingen wir runter zu Joann, wo uns Dinner mit Steaks und Salat erwartete.
Travis, der Sohn vom Besitzer der Rinder, kam zufällig vorbei. Wir
mussten grinsen - er wollte sicherlich Bescheid sagen, dass wir die Rinder
auf die neue Weide lassen mussten - aber der Anfang war ja schon getan,
so waren wir ihm zumindest zuvor gekommen. Wir verabredeten vage, dass
wir am Dienstag, also in zwei Tagen, die alte Weide „aufräumen“ würden,
also alle noch nicht von selbst ausgewanderten Rinder mit den Pferden treiben
würden. Außerdem gab es immer noch die Strays, die Nick und
ich letzte Woche nicht bis zur neuen Weide gebracht hatten - auch die galt
es wieder zu finden und in das neue Pasture zu bringen.
Vielleicht konnte ich das
mit meinen deutschen Gästen erledigen, die ich am Montag Abend erwartete.
Zurück an der Lake
Ranch (ohne weitere Zwischenfälle außer Fehlzündungen im
Auspuff) kamen die Snobs gerade von einem Ausritt zurück. Ich sortierte
die Pferde im Korral, fütterte die verbleibenden Tiere und räumte
noch die Sattelkammer auf, als Will mit seiner Frau Lore zurück kam,
er hatte sich morgens den Ranch-Van geliehen. Sie blieben zum Abendessen,
es gab zudem noch ein weiteres neues Gesicht, ein Gast, den Roberto heute
am Flughafen abgeholt hatte. Somit waren wir zur Zeit Daniele mit sieben
Snobs, Bruno und Mario als Gäste, dann Tatanka (Robby), Rambo-Roberto,
der seit Tagen ein dick geschwollenes Bein hatte, Gianluca und Simone,
Lorena, Familie Ferdi, Barbara und Alberto und ich als deutsche Gegenfront
- es wurde voll auf der Ranch ...
Einem der Snobs fiel der
Ehre anheim, auf meinem Computer sein E-Mail abrufen zu dürfen. Leider
hatte sein Kollege es als Word-Anhang gesendet, woraufhin ich mich wegen
Virengefahr weigerte, es zu öffnen. Manchmal war ich wirklich übervorsichtig
... sollten die es doch als Fax schicken *bg*
06.08.2001
Deutsche Gäste und Lorenas Birthday
Morgens machten wir uns die
Pferde fertig (ich Foxy) und ritten zu zehnt zu den South Fields, Pferde
zu den Korrals gebracht. Mittags zurück an der Ranch, Sabine und Michael,
zwei Gäste aus Deutschland, waren schon früher als erwartet eingetroffen.
Wir hatten Lunch, dann fand
ich heraus, dass Sabine und Michael aus den neuen Bundesländern kamen
und zudem noch beide evangelische Pfarrer waren - genau die zwei Themen,
über die ich mit Joann lange diskutiert hatte. Da ich sowieso nach
New Haven musste, um zwei Katzen zu holen, rief ich Joann an, um sie mit
meinen Gästen zu überraschen. Wir fuhren also auf ein Schwätzchen
nach New Haven, nach einer Stunde mussten wir leider wieder los, weil wir
noch Ausreiten wollten. Die Katzen konnten wir nicht finden, das heißt
es waren zu viele Katzen da und ich wusste nicht mehr welche zu verschenken
waren, daher fuhren wir mit leeren Händen zurück zur Lake Ranch,
die uns mit Regen empfing. Nach einer Stunde (gleich wyomingsche fünf
Minuten) kam die Sonne wieder zum Vorschein, Ferdi gönnte Michael
seinen Repeat, Sabine bekam Peach und ich sattelte Foxy noch einmal, dann
gesellten sich noch drei weitere Gäste und Lorena zu uns, um einen
Ritt um die Buttes zu machen. Ich war ungewöhnlich eilig auf dem Ritt
und hetzte meine Truppe in Trab und Galopp voran, um pünktlich zu
Lorenas Geburtstagsüberraschung zu erscheinen - Ferdi würde uns
mit allen anderen Gästen und Helpern um sieben auf der Lichtung zwischen
den Buttes erwarten.

Am Treffpunkt gab es eine
Geburtstagsständchen und Kuchen, bevor wir uns auf den Rückweg
machten.
Da ich ziemlich sicher war,
dass wir am nächsten Tag Rinder in New Haven schieben würden
ließen wir die Pferde, die wir geritten hatten, im Korral, damit
wir morgens früh aufbrechen konnten. Ich musste trotzdem noch Nick
anrufen und den Round up mit ihm absprechen - gut so, denn es gab Planänderungen.
Travis würde schon um sieben Uhr starten und hatte im Prinzip genug
Helfer dabei, es war also nicht so, als dass er uns unbedingt brauchen
würde. Allerdings gab es noch die sechs und dreizehn Strays, die gefunden
werden mussten - wenn wir das machen wollten? Oder auch einfach nur so
zum Sightseeing über die Ranch reiten wollten? Ich konnte es mir nicht
verkneifen zu bemerken, dass die Lake Ranch weit mehr für Sightseeing
bot, was nun wirklich nicht sehr nett von mir war - aber ehrlich.
Für den nächsten
Tag war also alles offen, theoretisch könnten wir auch Rinder auf
der Lake Ranch schieben, was schon seit zwei Tagen überfällig
war.
Nicks
weitere Planungen waren für Mittwoch auf der Bush Ranch, wo er die
Bullen aus der Kuhherde aussortieren musste, die Deckzeit war zuende. Das
sagte ich gleich ab, da er um sechs Uhr morgens starten wollte - für
uns hätte das bedeutet um vier Uhr aufzustehen, und das konnte ich
den Gästen spätestens in Hinblick auf die zu erwartende Mückenplage
auf der Bush Ranch nicht zumuten.
Für Donnerstag war
dann Umtrieb der Haffers geplant, was sich nach einem guten Touri-Job anhörte.
Da es Ferdi anscheinend
schwer fiel Entscheidungen zu treffen plante ich vage Strays in New Haven
für den nächsten Tag, Rinder auf der Lake Ranch für Mittwoch
und Nicks Haffers für Donnerstag und verschob die endgültige
Entscheidung auf den nächsten Morgen. Übrigens ein Freuden-Morgen:
Daniele und seine sieben Snob-Freunde würden abreisen. Um Daniele
tat es mir leid, auf seine Snob-Freunde hingegen konnte jeder von uns verzichten! |