11.08.2001
Bull Drive at the Bush Ranch and Sturgis
Da
ich den Trailer schon am Vortag angehängt hatte konnte ich mir morgens
Zeit lassen. Ich fütterte die Hengste und wartete darauf, dass Ferdi
die Pferde hereinholte. Der war wirklich mit dem falschen Fuß aufgestanden,
nach einem knappen „Good Morning“ fuhr er mich ziemlich mürrisch an,
dass er nicht wolle, dass ich drei mal die Woche zu Nachbarn helfen fahren
würde und seinen Pickup dafür abnutzte, noch dazu, wenn er ihn
selbst brauchte. Was sollte ich dazu sagen? Schließlich hatten wir
den Termin auf der Bush Ranch schon abgesprochen, bevor Ferdi auf ein mal
auf die Idee kam, an diesem Vormittag Heu zu holen. Und was die viele Fahrerei
betraf - sicherlich hatte er in einer Hinsicht recht, aber andererseits
kamen die Leute auf eine Working Cattle Ranch, und wenn die Lake Ranch
im August keine Rinderarbeit zu bieten hatte konnte er froh sein, dass
ich mir die Mühe gab, sie durch die Gegend zu kutschieren. Ferdi war
jedoch der Meinung, dass er die paar Gäste auch so unterhalten könnte,
wenn dann mal viele Gäste da seien könnten wir zu den Nachbarn
fahren. Nur - die Nachbarn würden zwei mal Fragen und eine Absage
bekommen, und dann nicht wieder anrufen, wenn „viele“ Gäste da waren.
Wie
auch immer, wir gingen uns aus dem Weg bis die Pferde verladen waren -
drei Pferde anstatt der ursprünglich geplanten sechs, drei Gäste
waren abgesprungen. Ich hatte ein schlechtes Gewissen, denn mit nur zwei
von sechs Gästen loszufahren machte nun wirklich keinen Sinn in Hinblick
auf Arbeitserleichterung für die Lake Ranch. Vor Abfahrt warnte Ferdi
mich noch, den Pickup pfleglich zu behandeln, die Bremsen zu schonen, die
Maschine nicht kaputt zu fahren. Klar doch, er konnte sicher sein, dass
ich seinen Pickup weitaus pfleglicher behandeln würde als er meinem
Pickup, den ich nach dem Winter als Wrack wiederbekommen hatte! Lag mir
auf der Zunge, sagte ich jedoch nicht, sondern nickte nur.
Trotz
verspätetem Aufbruch kamen wir pünktlich auf der Bush Ranch an,
mit nur drei Pferden fuhr sich der Trailer wie nichts. Mein Team Mauro
(mit Sonny) und Andrea (mit Maccaroni) besprühte sich großzügig
mit Bug-Spray, während ich versuchte zu erklären, dass die Mücken
zwar schlimm seien, aber nicht sooo schlimm. Nick traf fünf Minuten
später mit seinem Motorrad ein und holte sein Pferd, Echo kam von
einer der Scheunen und hielt Schwätzchen über die vielen Katzen
die sie hätten ... auweia, und wir bekamen auf der Lake Ranch noch
zwei dazu, bald würden wir auch in Katzen ersticken ...
Wir
luden Nicks Pferd mit in unseren Trailer und fuhren zu den Heufeldern,
von wo aus es mit den Pferden weiterging. Aufgabe: im nächsten Pasture
fünfundzwanzig Bullen zusammentreiben und durch die Heufelder und
eine andere Weide ans Ziel bringen. Es sah sehr einfach aus, war es eigentlich
auch, aber die Weiden waren verdammt weit, so dass wir gut anderthalb Stunden
brauchten, um die Bullen zusammenzutreiben, dann weitere anderthalb Stunden,
um sie in ihre neue Weide zu bringen.

Da es
von dort näher zur Ranch als zurück zum Trailer war ritten wir
zur Ranch, banden die Pferde dort im Stall an und versorgten uns mit Sodas.
Nick und ich fuhren dann mit seinem Pickup zurück in das Heufeld,
um den Trailer zu holen. Unterwegs trafen wir Brandy, die Heu schnitt,
und verabredeten uns für abends zwischen sechs und sieben Uhr, sie
würde aber noch mal anrufen.
Nick
fragte, ob wir noch drei Bullen aus einer anderen Weide holen wollten,
aber in Gedanken an den mürrischen Ferdi zog ich es vor, ungefähr
die vereinbarte Rückkehrzeit einzuhalten. Ich brachte den Trailer
zurück zur Ranch, lud Italiener und Pferde ein und schaffte es fast
pünktlich kurz nach zwei zurück an der Lake Ranch zu sein. Leider
versäumte ich es, am letzten Hang direkt an der Ranch den langsamen
Vierradantrieb einzuschalten, der eine starke Motorbremse hatte. Da ich
auf dem Hang aber auch nicht permanent auf der Bremse stehen wollte ließ
ich den Pickup relativ schnell herunter rollen, nahm vor dem Korral eine
elegante Kurve und parkte wie immer vor der Werkstatt. Ferdi kam fluchend
und schimpfend zum Pickup herüber.
„What
did you do?“
Ich
zuckte mit den Schultern. Parken?
Ich
wäre den Hang viel zu schnell herunter gefahren und er hätte
gedacht, ich würde in die Stallungen herein brettern, schimpfte er.
Ich
wiegelte ab und erklärte, dass ich mit Absicht nicht zu stark abgebremst
hatte, was ihn noch mehr aufregte.
Schließlich
hatte ich auch keinen Bock mehr darüber zu diskutieren, wie man Bremsen
schonte, und sagte nur: „You should trust me more“ bevor ich ihm den Rücken
zu drehte und die anderen aufforderte, die Pferde auszuladen. Wirklich
kein guter Tag mit Ferdi.
Wir
bekamen unser Mittagessen nachserviert, gegen halb vier fuhr Ferdi mit
Roberta und Bruno zu Chip, um mehr Heu zu holen. Fabio wollte Ausreiten,
da wir aber gegen sieben nach Sturgis fahren wollten wollte ich es nicht
zu spät werden lassen, darum trommelte ich alle Interessenten zusammen
und startete mit Fabio, Alessandra und Lorena zu einem Ausritt durch das
Shipping Pasture, North Field, Buttes Pasture - die superkurze Runde. Kurz
nach sechs waren wir zurück, ich sattelte Brownie ab und brachte dann
alle Pferde ohne Sattel auf Maccaroni ins Field. Danach blieb mir gerade
noch Zeit zum Duschen, als Brandy und Nick eintrafen. Es dauerte dann fast
eine weitere Stunde, bis zehn von vierzehn Itas soweit sortiert waren,
dass wir los fahren konnten. Ferdi und Familie blieb mit Roberta auf der
Ranch.
Gianluca,
Rambo-Roberto und ich fuhren bei Nick und Brandy mit, die anderen Itas
fuhren mit Tatanka im Van.
Bis
Sturgis war es weit, gut anderthalb Stunden waren wir unterwegs und fuhren
erst mal zum Pizza Hut. Nach dem Essen dann in einen Laden namens „Full
Throttle“, wo eine Live Band spielen sollte. Die war gewohnt amerikanisch-schlecht,
weswegen wir, nachdem Rambo-Roberto von einem mechanischen Bullen abgeworfen
worden war, zurück nach Sturgis fuhren, um uns dort das Nachtleben
anzusehen. Das war aber gegen Mitternacht schon kaum noch sehenswert, wir
machten uns also auf den Rückweg gen Heimat.
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