13.08.2001  Ausritt mit Buckskin-Mare

Morgens nicht gerade Aufbruchstimmung - Tatanka hatte am Telefon mal wieder was völlig falsch verstanden. Chip wollte nicht Rinder treiben, sondern Bescheid geben, dass er in Urlaub fuhr (was auch immer „vacation“ mit „cattle“ gemeinsam haben sollte).
Gegen neun rief ich Jeff Kreuter an, der meinen Pickup hoffentlich reparierte. Er war gerade nicht da, wurde mir mitgeteilt, weil er mit meinem Pickup eine Probefahrt machte. Na, das hörte sich ja schon mal vielversprechend an, zumindest tat sich was.
Ich reparierte ein paar Trensen und wartete ab, was die weitere Tagesplanung war. Ferdi holte mit Mauro, Fabio und Bruno die Pferde herein, so nach und nach kristallisierte sich heraus, dass fünf Gäste ausreiten wollten und Mauro mit Ferdi und Rambo-Roberto Pferde trainieren würde. Ferdi fragte mich vorsichtig, ob ich mit den Gästen Ausreiten würde, und ich fragte vorsichtig zurück, ob ich die Buckskin-Stute reiten könnte. Mein Paint hatte sich nach den drei Stunden Galopp am Vortag eine Pause verdient, Sonny wollte ich für Mauro aufheben und die anderen Pferde wollte ich lieber für die Gäste frisch halten. Die Buckskin-Stute war seit einigen Wochen im Training und mit Rambo-Roberto zwei mal draußen unterm Sattel unterwegs gewesen. Sie schien recht nett zu sein, zumindest kein Bucking-Horse. Ich war fast überrascht, dass Ferdi so ohne weiteres zustimmte, inzwischen war ich beinahe zu der Überzeugung gekommen, dass er mir weder hinterm Steuer noch zu Pferde irgend etwas zutraute.
Ich fing also die Stute ein und machte sie mit Bosal für mich fertig, dann brachen wir in Richtung Süden auf. Schon nach hundert Metern bereute ich es, keine Sporen mitgenommen zu haben, ich musste jeden Schritt aus der Stute, die ansonsten leicht zu händeln war, heraustreiben.

Bruno und Brownie
Buckskin-Stute PotatoDidi machte mit Alessandra den Molly und weigerte sich, Hügel hinab zu steigen, weswegen wir für zehn Minuten die Pferde tauschten. Ich fragte mich, wie die zierliche (und meist halbnackte) Alessandra in dem riesigen Sattel überhaupt reiten konnte. Wir machten eine Runde entlang dem Grat auf Driskills Land mit einer Abkürzung zurück durch das Tal in den Southfields, weil die Itas nur quatschten und die Pferde im Zeitlupentempo vorwärts gehen ließen, was mich völlig verrückt machte, da ich versuchte, so etwas wie einen Schritt aus meiner Buckskin-Stute herauszutreiben. Gegen halb zwei waren wir zurück an der Ranch, Monte tauchte mit einem Typen namens Dusty auf, den ich weder national noch überhaupt einschätzen konnte. Er war vielleicht ein Ami, obwohl ich meinte einen Akzent herauszuhören, wenn er sprach, aber auf jeden Fall kein Cowboy.
Nach dem Essen rief ich wieder bei Jeff an. Pickup repariert! Das Problem lag bei einem Kabel zwischen einem Sensor und einem Computer, das kaputt war, weswegen der Motor es nicht schaffte, die erforderliche Menge Benzin einzuspritzen. Ich fragte nicht nach dem Preis für die Reparatur sondern freute mich einfach nur, dass ich meinen Pickup wiederhaben konnte.
Ferdi fuhr mit einigen andere zusammen nach Rapid City, um einen neuen Gast am Flughafen abzuholen. Ich bat ihn um einen kleinen Umweg zur Werkstatt.
„Yes. Maybe you’re in a better mood when you have your Pickup back.“
„Sure. Maybe you should have a new Pickup too ...“ stichelte ich zurück. Wir mussten uns wirklich mal in Ruhe unter vier Augen unterhalten ... 
Ferdi hatte schon alle Pferde bis auf die, die wir am Vormittag geritten waren, frei gelassen. Da am Nachmittag keiner mehr reiten wollte trenste ich Maccaroni auf und brachte mit ihr die restlichen Pferde den Hügel hoch. Der flotte Trab ohne Sattel machte sich regelrecht beschämend in meinen Beinen bemerkbar. Das Reiten im Westernsattel schien die Muskeln kaum zu trainieren, so dass ich schon nach der Dreihundert-Meter-Strecke mehr ziehen in den Beinen spürte als nach einem Fünf-Stunden Ritt im Sattel.
Gegen drei endlich der Aufbruch in Richtung Pickup (für mich) und Rapid City (für die anderen). In Jeffs Werkstatt wurde ich erst mal von einer wirklich netten Rechnung erwartet: einhundertacht Dollar. Eine Menge Geld für einen neuen Benzinfilter und einen Draht, aber die Diagnose hätte so lange gedauert, erklärte Jeff, was ich ihm im Prinzip auch glauben konnte. Ich zückte mein Scheckbuch, ließ Jeff den Schreibkram erledigen und unterschrieb nur. Ich hatte meinen Pickup zurück!
Der fuhr dann tatsächlich ohne zu mucken mit mir nach Hulett, wo ich Puddingpulver und Cola kaufte, dann fuhr ich einen Umweg über Dirt Roads zurück zur Ranch, da ich unterwegs noch überlegte, mir in New Haven den Four Wheeler zu holen und den Zaun zu reparieren, über den die fünf Rinder vermutlich in die Weide des Nachbarn gesprungen waren. Aber der Himmel zog sich zu, es sah schwer nach Regen aus und mein Slicker lag nutzlos in meinem Zimmer auf der Ranch, weswegen ich vor New Haven in Richtung Lake Ranch abbog.
Dort war ich ziemlich einsam, alle Leute, die nicht nach Rapid City gefahren waren, waren bis auf Barbara und Alberto zum Devils Tower gefahren. Ich unterhielt mich ein Stündchen mit dem fünfjährigen Alberto, der versuchte mir alle Wörter, die er auf englisch kannte (was zum Glück nicht viele waren), auf italienisch beizubringen. Es blitzte und donnerte und regnete ein wenig, aber für wyomingsche Verhältnisse war es recht harmlos.
Ich fütterte die Pferde, die im Korral blieben, und reparierte eine weitere Trense, dann nahm ich mir etwas Zeit für meinen Rechner.
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