14.08.01,
Cattle Mix at Lake Ranch and Cows at Harveys
Acht
oder neun Leute versammelten sich zu einem morgendliche Ausritt. Nick rief
an: Strays suchen in New Haven sei angesagt - ob ich helfen könnte?
Ich sagte ihm für halb drei am Nachmittag zu und brachte dann meine
Kavallerie auf den Weg. Rinderarbeit oder Ausritt? fragte ich. Eine Stimme
mehr für Rinderarbeit, also ritten wir zum Beef Pasture, wo ca. vierzig
Rinder in Männlein und Weiblein getrennt werden mussten. Ich erklärte
den anderen die Aufgabe und bat sie dann, beim Sortieren möglichst
aus dem Weg zu bleiben, wenn wir nachher die weiblichen Tiere auf die nächste
Weide brachten konnten alle helfen. Ich ritt wieder die kleine Buckskin-Stute,
die mit Sporen um einiges besser reagierte. Mit ihr begann ich die Steers
aus der Herde herauszuschneiden, was im Prinzip recht gut klappte, es gab
nur ein Problem: meine Kavallerie schaffte es einfach nicht hinter mir
zu verschwinden und trieb jeden einzelnen Steer, den ich herausgeschubst
hatte, wieder zur Herde zurück. Mit viel Brüllerei „Go out of
the way!!!“ in Richtung der Itas ließen wir schließlich sieben
oder acht der Steers hinter uns zurück und erreichten das Gate, durch
das die weiblichen Tiere weiter getrieben werden mussten. Ich erklärte
meinem Team, dass wir die Herde locker in der Zaunecke halten würden,
während ich die restlichen drei oder vier Steers herausholen würde.
Irgendwie schafften es acht Freizeitcowboys nicht, eine Herde von dreissig
Rindern in einer Zaunecke zu halten, die Rindviecher liefen einfach den
Zaun entlang davon. „No!“ rief ich verzweifelt und heulte der Herde fast
hinterher, sah die Itas kreuz und quer dazwischen reiten, rief „let them
go!“ weil die Herde zumindest zusammen bleiben musste und bemerkte aus
den Augenwinkeln heraus, dass die Steers, die ich schon heraussortiert
hatte, der Herde folgten. „Push them back, we do not want them!“ rief ich
auf die männlichen Tiere deutend und hielt mein Pferd schließlich
resignierend an, als zwei City Slickers die Ochsen in die Herde mit den
weiblichen Tieren trieben.
„Let’s go for a ride!“ brach
ich das Trauerspiel ab und wandte mich unter Gianlucas Protesten von der
Herde ab. Um Rinder zu sortieren brauchte es mindestens zwei gute Cowboys
und maximal einen Touri, den es aus dem Weg zu halten galt. Wir waren acht
Touris, das bedeutete sieben Touris zuviel und zwei Cowboys zu wenig, es
machte keinen Sinn, weiter mit der Herde zu spielen.
Wir
ritten an den Branding Corrals vorbei, da die Buckskin-Stute gut mitgearbeitet
hatte ließ ich sie in ihrem langsamen Schritt latschen und blieb
weit hinter den anderen zurück. Auf einmal hörten wir ein klappern,
die Stute machte einige erschrockene Seitensprünge. Neugierig ging
ich zu der Stelle zurück, an der sie losgesprungen war. Klapperschlange?
Das konnte ich kaum glauben. Die Stute wollte nicht zurück gehen,
also stieg ich ab und besah mir die flachen Büsche, die hier überall
auf der Weide wuchsen. Und entdeckte tatsächlich eine Klapperschlange,
die zusammengerollt in einem der kniehohen Büsche lag. Ich rief nach
den anderen und machte in feinster Touri-Manier einige Fotos. Da wir nichts
dabei hatten um die Schlange zu töten wollte ich einfach weiter reiten,
aber dann kam Bruno mit einem Brett vom Brandingkorral. Die Schlange verstarb
und wurde zwecks Transport zurück zur Ranch in ein T-Shirt verpackt.
Meine Truppe hatte offensichtlich
genug für einen Vormittag erlebt, wir ritten darum ohne weitere Umwege
zurück zur Ranch.
Brandy rief an - Nick habe
ihr erzählt, dass ich nach New Haven käme - ob ich mein Digital-Kamera
mitbringen könnte? Ich versprach ihr sie dabei zu haben, wir hatten
schon vor Wochen darüber gesprochen, Bilder von New Haven und der
Huntig Lodge für ihre Webseite zu machen. Da das beste Licht zum Fotografieren
aber erst gegen sieben Uhr war verabredete ich mit ihr, entweder bis sieben
in New Haven zu bleiben oder, falls ich Gäste mitbrachte, diese zur
Ranch zurück zu bringen und um sieben wieder da zu sein.
Beim Mittagessen die obligatorische
Frage: „Wer möchte mit kommen zur Rinderarbeit bei Nick?“ Nur Mauro
hatte Lust, sehr zu Ferdinandos Freude, denn für zwei Pferde brauchte
ich seinen heiligen Ranch-Pickup nicht sondern konnte den kleinen Trailer
an meinen Pickup hängen. Ich lud Foxy ein und fing Piano für
Mauro ein. Sonny war mir nicht sicher genug für das schwierige Gelände
in New Haven, er war zu nervös und nicht trittsicher genug.
Foxy ließ sich problemlos
ohne Lasso verladen, Piano brauchte etwas Nachhilfe, stieg aber beim dritten
Ansatz auch ein. Pünktlich um halb drei erreichten wir New Haven.
Wir sahen Nick an Joanns Log-Haus, winkten kurz und fuhren durch zur Hunting
Lodge, wo wir die Pferde ausluden, entstaubten und sattelten. Nick kam
nicht nach, statt dessen sahen wir vage zwischen den Bäumen, dass
jemand mit dem Traktor Joanns Auffahrt glättete. Da ich dachte das
Nick am Steuer saß übten wir uns in Geduld, bis er fast eine
Stunde später endlich auftauchte.
Die Strays, die wir suchen
wollte, hatte Travis schon am Vormittag gefunden, teilte er uns mit. Aber
wir müssten zu seinem Nachbarn Harvey gehen und dort eine Herde Kühe
zusammentreiben, in der sich einer der New-Haven-Steers befand.
Wir luden Foxy und Piano
in Nicks Trailer, dann fuhr er mit Mauro vor und ich mit meinem Pickup
hinterher, da Harveys Ranch auf dem Weg zur Lake Ranch lag.
Bei Harvey machte Mauro
ganz neue Erfahrungen: Cattle work zu Fuß. Harvey hatte einen Teil
seiner Herde und den Steer schon mit Heu in einer kleinen Weide gefangen
und wir brachten die Tiere nur noch in den Korral. Um Mauro wenigstens
etwas Horse back riding zu bieten boten wir Harvey an, auch seine restlichen
vierzehn Kühe aus einer großen Weide zu holen. Das schien Harvey
sehr zu erheitern, den Grund dafür erfuhren wir kaum eine Stunde später.
Die Weide bestand zu neunzig Prozent aus dichtem Wald - man sah nichts
und kam kaum durch. Wir fanden vier Kühe mit Kälbern, die Nick
mir anvertraute, während er mit Mauro weiter suchte. Ich brachte die
unheimlich scheuen Tiere bis zum Gate, leider liefen sie daran vorbei,
weil ich es erst öffnen musste. Sie dann zurückzutreiben war
zwar relativ einfach, aber sie wollten partout nicht durch das Gate gehen.
Ich trieb sie ewig hin und her und war mit den Nerven schließlich
so fertig, dass ich sie einfach vorbei den Hang herauf laufen ließ.
Vielleicht kam dort ja ein weiteres Gate. Statt dessen kam dichter Wald,
so dass ich schließlich beschloss, sie besser zurück zu treiben,
bevor ich sie zwischen den Bäumen verlor. Es folgte eine Odyssee durch
den Urwald, die damit endete, dass ich ein Paar im tiefen Wald verlor und
drei Paare über den Zaun sprangen, zwar in die Weide, die sie durch
das Gate erreichen sollten, aber halt mitten im Wald.
Trotz Bäumen in allen
vier Richtungen glaubte ich die Orientierung behalten zu haben, trotzdem
wollte ich sicher gehen und suchte nach dem Trail, den ich den Hügel
heraufgekommen war. Ich fand ihn und am Gate Nick und Mauro. Sie hatten
die anderen zehn Tiere gefunden und in die Korrals gebracht und würde
nur auf mich warten. Peinlich. Ich erklärte die aktuelle Situation,
wir ritten gemeinsam den Hügel wieder herauf und fanden tatsächlich
das vermisste Mutter-Kind-Paar, das Nick so gut wie alleine in die Korrals
brachte. Die drei anderen Mütter suchten wir nicht mehr, sie waren
zumindest aus der Weide heraus, wie Harvey es gewollt hatte, das musste
reichen.
Wir sortierten den New-Haven-Steer
in den Korrals aus und verluden ihn - Job erledigt. Inzwischen war es viertel
vor sieben, Brandy erwartete mich gegen sieben und ich musste Mauro noch
zurück zur Ranch bringen. Wir verluden also unsere beiden Pferde und
verabschiedeten uns.
Auf der Lake Ranch lud ich
nur Pferde, Sättel und Mauro aus, hängte den Trailer ab und fuhr
zurück nach New Haven, wo Brandy schon auf mich wartete.
Die Sonne war schon so gut
wie untergegangen, zu spät für Außenaufnahmen, aber optimal
für innen, wo Lampen für gemütliche Beleuchtung sorgten.
Während Nick mit Brandy irgendwas zu besprechen hatte spielte ich
Fotograph, dekorierte hier und da etwas um und schoß gut zwanzig
Bilder von der Hunting Lodge.
Dann ging ich mit Brandy
und Nick runter zu Joanns Haus, wo wir Sandwich und Lemon-Pie serviert
bekamen.
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15.08.01,
Mega-Ausritt und Brandy zu Besuch
Zwölf
Gäste und Helper starteten gegen zehn zu einem Ausritt entlang Driskolls
Ridge zurück gen Nordosten. Die letzte Meile ritten wir im Regen.
Die Buckskin-Mare, die den Namen unehrenhaften „Potato“ erhielt, machte
sich immer besser. Am Vortag war Lorena sie nachmittags geritten, Ferdi
hatte den Fehler gemacht der Anfängerin Sporen zu geben, woraufhin
die Stute sogar gestiegen sein sollte. Kaum zu glauben bei dem friedlichen
Tier.
Nach dem Lunch setzte ich
mich an meinen Rechner. Barbara kam mit dem Telefon, Brandy hätte
versucht mich zu erreichen, sie würde wieder anrufen. Ich legte das
Telefon neben den Rechner und arbeitete weiter, bis es klingelte. Brandy,
sie fragte nach meinem Fotoapparat und wollte am Abend vorbeikommen. Ich
sagte für acht Uhr zu, sie fragte nach sieben Uhr. Das war möglicherweise
zu früh, weil die Gäste noch ausreiten wollten. Erschrocken stellte
ich fest, dass es schon viertel vor sechs war - ich hatte meine Gäste
über dem Rechner glatt vergessen. Also nichts mehr mit Ausritt, Brandy
konnte gegen sieben kommen.
Ferdi
trainierte einige Pferde und wollte, dass ich Bilder von Italian Cowboy
Mauro machte, der den Monkey spielte. Ich setzte mich also an den Round
Pen, Brandy kam dazu, dann checkten wir Bilder bis zum Diner, Pizza und
Lamm, abenteuerliche Zusammenstellung. Danach Billard mit Gianluca und
Stefano, Gianluca sprach wieder mit mir, aber keine herumalbern mehr, was
mit sogar nur recht war, er war doch verdammt anstrengend. Wir saßen
bis halb eins zusammen, dann machte sich Brandy mit meiner Kamera bewaffnet
auf den Weg, sie wollte sie am nächsten Tag zurück bringen.
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